Moskau. Im Prozess gegen die Entführer eines US-amerikanischen Mitarbeiters der “Ärzte ohne Grenzen” in Russland sind die beiden Angeklagten am Dienstag zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Ein Gericht in Rostow am Don entschied, dass die beiden Tschetschenen für zehn bzw. neuneinhalb Jahre ins Gefängnis müssen, berichtete die Moskauer Zeitung “Kommersant” (Onlineausgabe). Da die beiden Angeklagten den Amerikaner Kenneth Gluck wieder freigelassen hatten, wurden sie von dem Vorfwurf des Menschenraubs freigesprochen. Das Gericht befand die Männer jedoch des illegalen Waffenbesitzes und des Widerstands gegen die Staatsgewalt für schuldig.
Die Einzelheiten der Entführung Glucks sind bis heute unklar. Gluck erklärte, seine Entführer hätten ihn nach einmonatiger Geiselhaft auf eigene Initiative freigelassen. Dabei hätten sie erklärt, die Entführung sei „ein Versehen“ gewesen. Der russische Inlandsgeheimdienst hatte dagegen erklärt, Gluck sei durch ein Sondereinsatzkommando befreit worden. Nach dem Verschwinden des Arztes war in der russischen Presse darüber spekuliert worden, der FSB selbst sei in die Entführung verwickelt.
Seit August des vergangenen Jahres vermisst die Hilfsorganisation im Nordkaukasus einen weiteren Mitarbeiter. Von dem Holländer Arjan Erkel, der das Büro der „Ärzte ohne Grenzen“ in der russischen Teilrepublik Dagestan leitet, fehlt seit über einem halben Jahr jede Spur.
(epd/kp)
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