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07-05-2003 Panorama |
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Xjuscha, die schönste Erbschaft des Kommunismus
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Von Katja Tichomirowa, Moskau. In Jeans und Pullover ist sie Xenia Wirganskaja oder besser Xjuscha, wie ihre Freunde sie nennen, 23 Jahre jung, hübsch und Studentin. In den Hochglanzmagazinen „Elle“ und „Marie Claire“, die mittlerweile ebenso wie die „Vogue“ in einer russischen Ausgabe erscheinen, sieht man Xenia des öfteren in Haute Couture, Kleidern von Dior oder der Italienerin Laura Biagotti. Dann ist sie Xenia Wirganskaja-Gorbatschowa, die Enkelin von Michail Gorbatschow.
Im vergangenen Dezember beispielsweise sah man sie beim jährlichen Ball der Debütanten in Pariser Hotel Crillon. Da stand die schöne Nachfahrin des letzten und einzigen Präsidenten der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, im tiefdekoltierten Dior-Kleid zwischen ihrem Verlobten, Kirill Solod, und dem russischen Großfürsten und Möchtegern-Thronfolger Grigorij. Letzteren überragte sie nicht nur an Körpergröße. Das majestätischere Lächeln trug sie.
Die russische Presse verfolgt den gesellschaftlichen Aufstieg der Gorbatschow-Enkelin mit Wohlwollen, ist doch in ihrer Person versöhnt, was sonst partout nicht zusammenpassen will: eine schöne Hinterlassenschaft des Kommunismus gewissermaßen.
In der vergangenen Woche hat Xenia ihren Kirill geheiratet. Es war ein gesellschaftliches Großereignis: Wladimir Putin war eingeladen und Gerhard Schröder. Die Presse hatte man an der Nase herum durch Moskau geführt. Verschiedene Austragungsorte der Feierlichkeit waren gerüchtehalber zu vernehmen gewesen und schließlich standen die Paparazzi vor einem der Standesämter im Regen, während andernorts geheiratet wurde.
Die Hochzeitsgesellschaft blieb unter sich, gefeiert wurde im Gostinij Dwor, einem alten Moskauer Handelszentrum, ganz in der Nähe des Kreml. Ein würdiger Ort für eine Hochzeit, die der Moskauer Gesellschaft Anlass genug war, eine ihrer vorzeigbarsten Debütantinnen zu feiern. Die Gesellschaftskolumnisten tun dies mit merklichem Vergnügen, kann man doch in Xjuscha auch gleich die eigene Lust am Wandel feiern.
„Heute hört man die russische Sprache überall“, vermeldete die Februarausgabe der russischen „Marie Claire“ stolz, „auf den Modenschauen in Mailandebenso wie bei Formel-Eins-Rennen.“ Als charmantester Beweis wachsender Bedeutung alles Russischen in der Welt der Reichen und Schönen aber gilt Xjuscha. Jung, schön und intelligent sei sie, heißt es, und absolut unprätentiös. Man könnte den Eindruck gewinnen, an der Enkelin Gorbatschows würde wieder gut gemacht, was man ihrer Großmutter durch üble Nachrede antat.
Kaum ein Artikel, der zu erwähnen vergäße, wie ähnlich Xenia der verstorbenen Raissa Gorbatschowa ist. An der ehemaligen First Lady Russlands hatte man Eitelkeit und Verschwendungssucht moniert. Während das Volk hungere, hörte man damals, schlendere sie mit güldener Kreditkarte durch die Pariser Modehäuser. Tempi passati. Heute wird jede Rüsche am Dior-Kleid ihrer Enkelin wohlwollend kommentiert.
Nicht nur die Schönheit habe Xenia von ihrer Großmutter geerbt, heißt es, auch ihr Wesen. Demnach muss Xenia Soloda, wie sie nun heißt, nicht nur charmant, sondern auch selbstbewusst und durchsetzungsfähig sein.
Und in der Tat vermittelt sie nicht den Eindruck, als wolle sie „hinter ihren Mann“ treten, wie das russische Wort für die Verheiratung einer Frau (wörtlich übersetzt) suggeriert. Xenia studiert am Moskauer Elite-Institut für Internationale Beziehungen MGIMO Journalistik, spricht fließend englisch und spanisch und will nach dem Studium in der Werbebranche arbeiten. Für Moskau eine clevere Berufswahl. Die Branche boomt.
Dass sie ab und an auf Laufstegen in Mailand zu sehen war, will sie nicht missverstanden wissen. Eine Karriere als Model strebe sie nicht an.Partys hat sie bislang meist gemieden. Dafür fehle ihr schlicht Kraft und Zeit. Die Prominenz kenne sie mittlerweile, sagt Xenia, und ihre Interesse, dazu zu gehören, hält sich offenbar in Grenzen.
Die allgemeine Aufmerksamkeit gelte ohnehin nur zu einem Prozent ihrer Person, zu 99 Prozent aber der Tatsache, dass sie die Enkelin Michail Gorbatschows sei, konstatiert Xjuscha. Auch den Sinn für Realitäten hat sie offenbar von ihrer Großmutter geerbt.
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