Moskau. Die Tränensäcke des ehemaligen russischen Nationaltrainers Oleg Romanzew dürften sich weiter vertiefen, denn es steht ihm Ungemach ins Haus. Jetzt soll die russische Steuerpolizei Ermittlungen gegen ihn und andere Clubverantwortliche Spartaks wegen Steuerhinterziehung aufgenommen haben. Es geht dabei um den Wechsel des russischen Nationalspieler Dmitri Aljonitschew zu AS Rom im Jahr 1998. Die Transfersumme von acht Millionen Dollar wurde offenbar nicht ordnungsgemäß versteuert.
Spartak ist einer der Renomierclubs Russlands. Aus seiner Fussballschule gehen immer wieder neue Talente hervor. Manche schaffen dann den Sprung nach Westeuropa, in die Bundesliga, die italienische Seria A, die englische Premier League oder die Primera Division in Spanien. Das verspricht nicht nur dem jungen Spieler ein gutes Gehalt, auch Spartak verdient am Verkauf seiner Kicker viel Geld. Im Fall Aljonitschew wollten Verantwortliche des Clubs dem Fiskus davon etwas vorenthalten.
So soll die Transfersumme nach Angaben der Tageszeitung „Kommersant“ nicht direkt, sondern über mehrere Konten geflossen sein, so dass circa 1,5 Millionen Dollar nicht in dem vom russischen Gesetz vorgeschriebenen Zeitraum von 30 Tagen auf dem Spartak-Konto waren. Diese Summe versteuerte der Verein dann auch nicht. Ein Eigentor.
Nun sucht die Steuerfahndung nach Verantwortlichen. Einer davon ist Oleg Romanzew, jetzt Trainer des Vereins, damals auch noch Präsident. Die Clubführung nimmt dem Coach in Schutz, behauptet, dass er in seiner Funktion als Präsident nie mit den Finanzen zu tun gehabt hätte.
Gerne würde man die Schuld auf zwei ehemalige Angestellte abwälzen, den Ex-Hauptbuchhalter Pawel Panasenko und den Ex-Generaldirektor Andrej Tscherwitschenko. Doch die beiden inzwischen beim Stadtrivalen Dynamo Moskau arbeitenden Männer bestreiten ebenfalls jede Schuld. Und dann war da ja noch etwas: Schon einmal stand Spartak wegen Steuerhinterziehung im Rampenlicht. In der Saison 1995/96 waren etwa 100.000 Dollar nicht regelgerecht versteuert worden. Schuldig bekannte sich damals Oleg Romanzew. Er zahlte Schadenersatz und die Anzeige wurde fallen gelassen.
Auch diesmal könnte Spartak mit einem blauen Auge davon kommen. Die Steuerbehörde soll im Sommer aufgelöst werden und ihre Fälle dem Untersuchungskomitee des Innenministeriums übergeben werden. Schon wird gemunkelt, dass die Mitarbeiter dort wegen des ungewissen Prozessausganges keine weiteren Nachforschungen anstellen möchten.
(ab/.rufo) |