Moskau. Der litauische Präsident Valdas Adamkus stellt sich jetzt vor die Möwen und Seesterne und gegen seine Behörden. Es sei versucht worden, die Tankerhavarie vor Klaipeda zu vertuschen, sagt er. Der Krisenstab sei erst verspätet zusammengetreten. Niemand habe gewusst, wer wofür verantwortlich ist. Einen Aktionsplan habe es erst recht nicht gegeben. Was nur durch Extrem-Schlamperei erklärbar ist, denn Öltransit ist das grosse Geschäft für Litauen.
Glück haben die litauischen Beamten und die Möwen und Krabben, dass die über 200 Meter lange „Princess Pia“ mit 49.500 to Schweröl an Bord eine doppelte Aussenhaut hat und bei recht ruhiger See in der Hafeneinfahrt auf eine Sandbank auflief. Obwohl Taucher vor Ort drei Löcher in der äusseren Aussenhaut fanden, soll bisher noch kein Öl ausgetreten sein.
Ein Tankschiff des Hafens von Klaipeda sollte am Freitag zunächst 1.600 to Schweröl aus dem Havaristen pumpen. Ebenfalls am Freitag soll dann auch noch der Dänischer Tanker „Astra“ eintreffen, der weitere 6.000 to übernehmen soll. Erst danach kann erstmals versucht werden, die „Princess Pia“ mit Hafenschleppern freizubekommen.
Bislang ist alles glimpflich verlaufen. Die Havarie ist nicht der Beweis, dass die Ostsee für Öltanker gesperrt werden müsste. Aber die Sicherheitskriterien müssen offensichtlich hoch angesetzt werden, zumal überall an der östlichen Küste der Ostsee neue Öl-Terminals und Raffinerien gebaut werden.
Das gilt besonders für die Häfen, Terminals und Raffinerien am europäischen Binnenmeer bei Gdansk, Kaliningrad, Klaipeda, Ventspils, Ust-Luga und Primorsk – in deren Umgebung die See auch schon stark belastet war, bevor der Öl-Transit-Boom begann.
Ein grösserer Öl-Austritt wäre besonders katastrophal für die flachen Küstengewässer, Haffs und Nehrung, für den finnischen Meeresbusen – aber auch für die Tiefwasserstellen in der östlichen Ostsee, in denen es nur einen geringen Wasseraustausch gibt.
(rUFO/gim) |