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Hundeleben (Foto: Gratschow) |
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Mittwoch, 29.12.2004
Hundeleben in Moskau: Nur sprechen kann er nichtVon Alexej Dubatow, Moskau. Die einen fahren selbstständig mit der Metro. Die anderen rotten sich zu reissenden Rudeln zusammen. Die postsowjetische Zeit habe einen neuen sozialen Hundetyp hervorgebracht, behauptet der Tierpsychologe Andrej Neuronow. Eine neue Hundezivilisation sei entstanden. Zum Beispiel Zygan, zu deutsch Zigeuner, ist ein Charmeur.
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Laut bellend stürzt er einem angeheiterten Passanten nach, schlägt ihn in die Flucht, kommt mit dem stets hochgekringelten Schwanz wedelnd zurück und macht einen Diener. Dabei streckt er die Vorderpfoten flach aus und legt den Kopf darauf. Es ist Ehrbezeigung und Forderung zugleich. Er hat was geleistet und will nun die verdiente Belohnung.
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Bei dem Wort Wurst vollführt er eine Art Veitstanz. Im Hausaufgang steigt er mit in den Fahrstuhl ein und wartet dann artig vor der Wohnungstür.
Er gehört allen und keinem
Zygan gehört allen Einwohnern des Hochhauses und keinem einzelnen. Als die Treppenhäuser neu angestrichen wurden und sein schwarzes Fell inklusive weißer Söckchen von Ölfarbe verklebt war, ließ er sich sichtlich vergnügt und dankbar reinigen, entschwand dann aber wieder.
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Denn Zygan hat ein ganzes Wohnviertel am südlichen Stadtrand Moskaus zu kontrollieren. Er geht durch den Fußgängertunnel auf die andere Straßenseite und klappert die aus seiner Sicht interessantesten Stände auf dem nahen Lebensmittelmarkt ab. Trotz seines vagabundierenden Lebenswandels passt die Bezeichnung „streunender Hund“ nicht zu ihm.
Neue Hundezivilisation die klugen Metro-Hunde
Die postsowjetische Zeit habe einen neuen sozialen Hundetyp hervorgebracht, behauptet der Tierpsychologe Andrej Neuronow (Ne-uronow). Es handle sich um Einzelgänger, die mit der Moskauer Metro quer durch die Stadt fahren.
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Sie wissen, wo man zu fressen bekommt und eine warme Übernachtung findet. Sie seien hochintelligent, so Neuronow. Ihre Wünsche machen sie Menschen sogar in einer „Zeichensprache“ klar. Man habe zuweilen den verwirrenden Eindruck, dass sie nur wegen angeborener physiologischer Besonderheiten nicht sprechen können. Der Wandel dieser Tiere gehe weiter.
Reißende Tiere - bestens organisiert
Andererseits gibt es verwilderte Hunde, die sich zu Rudeln zusamenrotten. Ähnlich wie bei Wölfen wird ein aus fünf bis zehn Tieren bestehendes Rudel von einem Rüden angeführt. Der Anführer hat einen „Leibwächter“ und eine „Lebensgefährtin“. Alle anderen Tiere gehorchen dem „Königspaar“.
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Rassehunde, die sich beim Gassigehen zu weit fortwagen, werden schnell gestohlen und gerissen. Manchmal fällt das Rudel über einsame Passanten und Betrunkene her. Das Sterilisationsprogramm der Moskauer Stadtregierung greift nicht: zum einen weil die Mittel nicht reichen und zum anderen, weil aus den Vorstädten immer neuer Nachschub für die Rudel kommt.
100.000 obdachtlose Hunde
Wieviele obdachlose Hunde es in Moskau gibt, weiß niemand. Zahlen zwischen 30 000 und 100 000 werden genannt. Für die Stadtväter sind sie ein ständiger Kopfschmerz.
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Bei Todesfällen unter Menschen oder Tollwut greifen die Behörden zu den bewährten Hundefänger- und Schinderteams. Dann nutzen Proteste der Tierschützer nichts mehr. Natürlich wird in solchen Fällen kein Unterschied zwischen wolfsähnlichen Rudeln und intelligenten „U-Bahnhunden“ gemacht. Über kurz oder lang wird die neue „Moskauer Hundezivilisation“ wohl doch verschwinden, ohne das Sprechen gelernt zu haben.
(adu/.rufo)
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