Moskau. Blutig endete die Flucht von zwei Deserteuren, die in der Nähe Moskaus stationiert waren. Als sie in einem Kleinstadtcafe aufgegriffen wurden, erschossen die beiden Soldaten zwei Polizisten, die sie festnehmen wollten. Anschließend flüchteten sie in ein Wohnhaus und nahmen deren Einwohner als Geiseln. Erst Spezialeinheiten gelang es, die Deserteure zu überwältigen.
Nach offiziellen Angaben erschoss sich bei der Befreiungsaktion einer der Täter selbst, der zweite ergab sich den Behörden. Die Geiseln überlebten das Kidnapping unverletzt.
Bei den beiden Deserteuren handelte es sich um Zwillinge. Sie stammten aus der Uralregion Tscheljabinsk, dienten aber schon eineinhalb Jahre in dem Städtchen Solnetschnogorsk, etwa 50 Kilometer von Moskau entfernt.
Warum die Brüder ihren Posten verließen, ist nicht bekannt. Doch die Zustände in der russischen Armee gelten allgemein als unmenschlich. Schikane und Misshandlungen sind an der Tagesordnung. In den ersten acht Monaten dieses Jahres waren über 300 Wehrdienstleistende durch Fahrlässigkeit oder Verbrechen ums Leben gekommen. Hinzu kommt eine erschreckend hohe Suizid-Rate in den Streitkräften.
Immer wieder desertieren auch Eingezogene entweder einzeln oder gruppenweise. Im Dezember 2002 war es gar zu einer Massenflucht von Soldaten aus einer Eliteeinheit gekommen, weil sie systematisch von ihrem Vorgesetzten misshandelt wurden. In letzter Zeit gab es einige Falle, in denen Deserteure bei ihrer Flucht Amok liefen.
(ab/.rufo)
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