St. Petersburg. 350 Tonnen im Irak verschwundenen Sprengstoffs bereiten US-Präsident George Bush große Kopfschmerzen vor der anstehenden Wahl. Während ein Vertreter des amerikanischen Verteidigungsministeriums Russland des Diebstahls des hochexplosiven Stoffs bezichtigt, hält Herausforderer John Kerry die ganze Sache für einen Beweis der gescheiterten Irak-Politik von Bush. Russland wies seine Beteiligung natürlich entschieden zurück.
Endgültig verworren wird die Angelegenheit durch die Erklärung einer irakischen Extremistengruppe namens „Al-Islam-Armeebrigaden“, sie hätte die 350 Tonnen Sprengstoff in ihrem Besitz, schreibt Spiegel.online am Freitag. Die Extremisten teilten in einem Video mit, sie würden die Munition bei neuen Anschlägen gegen die Besatzungstruppen im Irak einsetzen.
Russische Einheiten beim Waffensammeln im Irak?
Den Anstoß zu dem verworrenen Skandal gab John Shaw, Vize-Unterstaatssekretär im US-Verteidigungsministerium. Er war mit der Erklärung an die Öffentlichkeit getreten, „frühere internationale Unterstützer von Saddam Hussein“ hätten „die Waffen eingesammelt und über Syrien ins Ausland geschafft“. Neben Frankreich erwähnte Shaw auch „russische Einheiten“, die daran beteiligt gewesen sein sollen.
Während das Weiße Haus Shaw erst verspätet Inkompetenz in dieser Frage bescheinigt hatte, erfolgte aus russischen Diplomatenkreisen sofort ein scharfes Dementi. In der russischen Botschaft in Washington hält man die Vorwürfe schlichtweg für „Unsinn“. Nie sei russisches Militär im Irak gewesen. Außerdem hatte zuvor schon die Internationale Atomenergie-Organisation den USA vorgeworfen, sich nicht ausreichend um die Sicherheit der Munitionsvorräte im Irak gekümmert zu haben.
Verschwand der Sprengstoff vor oder nach dem Einmarsch?
Während „As-Islam-Armeebrigaden“ sich mit dem Besitz der verschwundenen Munition brüstet, wiederholt Bush seine Behauptung, der Sprengstoff sei vom Stützpunkt Al-Oaqaa entfernt worden, bevor US-Einheiten dort auftauchten. Die neue irakische Regierung ist indes der Meinung, die US-Truppen seien bereits vor Ort gewesen, als Al-Oaqaa geplündert wurde.
Wie dem auch sei – der Skandal um den verschwundenen Sprengstoff beeinflusst den amerikanischen Präsidentschafts-Wahlkampf. Für John Kerry, Bushs Konkurrenten, ist er ein weiterer willkommener Anlass, von Bushs gescheiterter Irak-Politik zu sprechen. Das Einzige, was der amtierende Präsident seinem Kontrahenten erwidern konnte, klingt hilflos: „Der Senator macht wilde Vorwürfe über fehlenden Sprengstoff.“ (sb/.rufo)
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