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21-10-2004 Panorama

Soldatenmütter treffen Maschadow-Emissär

Valentina Melnikowa, Vorsitzende des Komitees der Soldatenmütter, will mit den tschetschenischen Separatisten verhandeln. Foto: www.newsru.comSt. Petersburg. Ein Treffen zwischen dem Komitee der Soldatenmütter und Achmed Sakajew, dem Vertreter des tschetschenischen Untergrund-Präsidenten Aslan Maschadow, kann womöglich bereits im Laufe des November stattfinden. Dies gaben beide Seiten am Dienstag bekannt. Gegenstand der Verhandlungen soll die Möglichkeit einer friedlichen Regelung des Tschetschenien-Konflikts sein. Vertreter der russischen Staatsduma verurteilten diese Initiative der Rechtsschutz-Organisation indessen scharf.

Das Komitee der Soldatenmütter, das sich vor allem für die Einhaltung der Menschenrechte in der Armee einsetzt, hatte in der letzten Wochenende einen offenen Brief an die tschetschenischen Separatistenführer an die Presse verschickt, in dem Maschadow aufgefordert wurde, in Verhandlungen um die Beendigung des Krieges in Tschetschenien einzutreten. Die New York Times hatte das Schreiben abgedruckt.

Sakajew willigt telefonisch ein

Daraufhin hatte sich Maschadow-Emissär Achmed Sakajew mit der Vorsitzenden der Soldatenmütter, Valentina Melnikowa, per Telefon in Verbindung gesetzt und mitgeteilt, „alle Feldkommandeure hätten das Schreiben schon gelesen und seien bereit zu einem Treffen“.

Sakajew sprach von der Bereitschaft der tschetschenischen Warlords, „alles in unserer Macht stehende zu tun, um das Blutvergießen aufzuhalten und einen Weg zur friedlichen Lösung des Konflikts zu finden“. Das Treffen mit den Soldatenmüttern könnte seiner Meinung nach im November in Westeuropa stattfinden.

Ein sinnloses Unterfangen

Was die Soldatenmüttern den tschetschenischen Separatisten vorschlagen wollen, wissen sie selbst noch nicht. „Wir haben auf gar keinen Fall vor, sie zu überreden sich zu ergeben, so wie das die russische Regierung will“, verlautete aus dem Komitee. „Wir treffen uns, und dann sehen wir weiter.“

Usman Fersauli, ein Vertreter Maschadows, hält die ganze Idee von vornherein für sinnlos. „Die russische Regierung wird niemals auf diese gesellschaftliche Organisation hören“, sagte er am Mittwoch gegenüber der Tageszeitung „Kommersant“. Das einzige, was die Soldatenmütter erreichen könnten, sei, „die Öffentlichkeit von der Friedensliebe der Tschetschenen zu überzeugen“.

Ein Schlag gegen Russlands Wehrfähigkeit ?

Der Duma-Abgeordnete Boris Alksnis sieht hinter der Aktion der Soldatenmütter eine vom Westen gesteuerte Kampagne gegen die Verteidigungskraft Russlands. Er bereitet eine Anfrage an die Staatsanwaltschaft und das Justizministerium zur Überprüfung der Tätigkeit des Komitees vor. Seiner Meinung nach sind die Frauen gar keine Rechtsschützerinnen, sondern verfolgen im Auftrag des Westens knallharte politische Ziele zur Entkräftung der russischen Wehrkraft.

Auch Viktor Sawarsin, Vorsitzender des Verteidigungs-Komitees der Staatsduma, ist strikt gegen Verhandlungen mit Maschadow und seinen Helfershelfern. Wenn es noch vor Jahren Versuche gegeben habe, mit den Separatisten in Kontakt zu treten, sei die Frage heute nicht mehr aktuell. „Alle Banditen, die friedliche Bürger, Kinder umbringen, müssen vor Gericht oder endgültig und unwiderruflich vernichtet werden“, sagte er.

Ist die Initiative zum Scheitern verurteilt?

Fraglich ist auch, ob die Initiative des Komitees in der jetzigen Atmosphäre des Entsetzens angesichts der jüngsten Terroranschläge bei der russischen Bevölkerung auf Zustimmung stößt. Ungeachtet des hohen Ansehens, das die Soldatenmütter mit ihren auf eine Gesundung der Armee gerichteten Aktivitäten genießen, sind die tschetschenischen Separatisten in der breiten Öffentlichkeit fast ein Synonym für Terroristen geworden. Jede Art von Verhandlungen mit ihnen könnten angesichts der herrschenden Stimmung im Lande genau die gegenteilige Reaktion von dem hervorrufen, was die mutigen Frauen mit ihrer Initiative bezwecken wollen. (sb/.rufo)


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