St. Petersburg. Ungeachtet der skeptischen Haltung zu Putins geplanten Reformen der Zentralmacht, zieht die Mehrheit der Bürger Russlands persönlichen Freiheiten die Sicherheit im Lande vor. Dies ergab eine Reihe von Umfragen nach den Terroranschlägen der letzten Zeit. Laut dem Meinungsforschungsinstitut Lewada-Zentr zeigt dies, wie wenig bisher liberale und demokratische Ideale in den Köpfen der Russen verankert sind.
60 Prozent der Befragten sprechen sich für eine zeitweilige Begrenzung der Reisefreiheit ins Ausland und innerhalb Russlands aus. 59 Prozent hätten nichts gegen die Schließung von Organisationen und Presseorganen einzuwenden, die Wladimir Putins Anti-Terrorismus-Politik kritisieren. Und gar 89 Prozent sind für eine Verschärfung der Ausweiskontrolle in der Öffentlichkeit und Körperkontrollen bei „verdächtigen Personen“. 57 Prozent wollen im Extremfall das Abhören von Telefonen und die Kontrolle über das Internet erlauben.
Leonid Sedow vom Lewada-Zentr kommentiert die Resultate folgendermaßen: „Unsere Menschen sind von den liberalen und demokratischen Ideale nicht tief überzeugt. Und deswegen bewegen wir uns Richtung eines autoritären Systems.“
Jewgeni Wolk, Vertreter des russischen Fonds „Nasledie“ (Erbe), fügt hinzu: „Für die Russen, die in einem totalitären System erzogen wurden, besonders die ältere Generation, sind die Probleme des täglichen Überlebens und des materiellen Wohlergehens sehr viel wichtiger als Fragen der Freiheit.“ (sb/.rufo)
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