St. Petersburg. Über drei Tage zog sich der 21. Spieltag der russischen Premierliga diesmal hin. Aber er brachte weniger nennenswerte fußballerische Leistungen als skandalöses Drumherum. Der Höhepunkt war sicher die Superhauerei auf dem Feld von Saturn in Ramenskoje am Samstag, in die so gut wie alle Feldspieler von Saturn und ZSKA involviert waren. Daneben verblasst auch die Nachricht von der Entlassung von Spartak-Trainer Nevio Scala.
Die Schlägerei in Ramenskoje war die Folge eines typisches Schiedsrichter-Fehlverhaltens. Alexander Gontschar aus Sotschi hatte die Begegnung von Anfang nicht im Griff gehabt. Anstatt gleich in der ersten Hälfte ein paar „Senfpflaster“ auszuteilen, versuchte er die Kicker mit guten Worten zu beruhigen.
Das fruchtete überhaupt nichts – kaum war das Spiel abgepfiffen, das übrigens 1:0 für den Moskauer Armeeclub ausging, stürzten sich die Spieler beider Mannschaften aufeinander und demonstrierten den 15.000 Zuschauern ihr boxerisches Können. Im Endeffekt verteilte Gontschar vier Rote Karten und verließ den Platz unter den Pfiffen des Publikums und unter dem Schutz der Miliz.
Boris Gromow, Gouverneur des Moskauer Gebiets, schiebt dem Schiri die Schuld für die Ausfälle zu. „Er war eindeutig voreingenommen. Wenn solche Schiedsrichter bei uns im Land arbeiten, ist das Schimpf und Schande für den ganzen russischen Sport“, sagte er am Sonntag vor der Presse. Die Sache wird ein Nachspiel haben, denn der Russische Fußballverband hat eine genaue Untersuchung angeordert.
Nevio Scalas Entlassung bei Spartak hätte vielleicht auch ohne die Massenschlägerei keine Schlagzeilen gemacht, denn zu lange schon wurde darüber spekuliert. Nun ist es also amtlich. Auch der überzeugende Sieg am Samstag mit 3:1 über Krylja Sowetow konnte den italienischen Coach nicht retten. Sein Nachfolger wird Alexander Starkow, bisher Trainer der lettischen Nationalmannschaft und von Skonto Riga.
Wechsel an der Spitze und am Schluss der Tabelle
Krylja Sowetow wurde offensichtlich nicht mit seiner führenden Position fertig. Im Gegensatz zu den vorherigen Spielen hatten sie am Samstag gegen Spartak ein farbloses Auftreten. Es ist überhaupt bezeichnend, dass alle Clubs, die bisher an der Tabellenspitze standen, das darauf folgende Spiel verloren.
Auch Lokomotive Moskau und Torpedo, die in der Fünfer-Führungsgruppe sind, verloren ihre Begegnungen. – Loko unterlag mit 1:2 Kuban, Torpedo gab sich Schinnik mit 1:3 geschlagen. Durch einen überzeugenden 2:0-Sieg über Dynamo konnte Zenit sich an die Tabellenspitze aufschwingen, ZSKA steigt wieder auf Platz drei hoch.
Auch am Ende der Tabelle kam es zu einem Wechsel. Durch den Sieg über Loko konnte sich Kuban auf den 14. Platz hochrappeln und an Dynamo vorbeiziehen, das nun langsam ernsthaft um den Klassenerhalt zittern muss. Ein Abstieg wäre für Dynamo ein absolutes Novum, denn in seiner ganzen Geschichte hat der Clubs immer in der Eliteliga gespielt.
Rotor liegt mit neun Punkten weiter völlig abgeschlagen auf dem letzten Platz. Zwar gelang den Wolgogradern dieses Wochenende ein 1:1-Unentschieden gegen Moskwa, aber Anlass zu Optimismus und prinzipiellen Änderungen gab auch dieses Spiel nicht.
Und hier die Ergebnisse der restlichen Begegnungen: Amkar und Rubin trennten sich 2:2, Rostow und Alanija spielten torlos 0:0. Den Spielbericht zu Dynamo-Zenit und die aktuelle Tabelle finden Sie in unserem Zenit-Special. (sb/.rufo)
|