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31-08-2004 Panorama

Olympia – weder elende Pleite noch voller Erfolg

St. Petersburg. Die Olympiade in Athen ist vorbei und es ist an der Zeit, Fazit zu ziehen. In der Frage, wie das Abschneiden der Russen zu bewerten sei, scheiden sich die Geister. Die einen sprechen vom völligen Reinfall. Die anderen sagen, die Tendenz sei insgesamt doch eher positiv. Der dritte Platz in der Nationenwertung lässt sich allemal sehen. Nur – Russland wollte viel mehr erreichen...

Mit 30 Goldmedaillen sollte die russische Olympiamannschaft nach Hause zurückkommen. Es wurden im Endeffekt 27. Insgesamt holte sie 92 Mal Edelmetall. Na also, denken die Gutgläubigen, das ist doch was. Kurios ist nur, dass es dort Medaillen regnete, wo man es nicht erwartet hatte, und da trocken blieb, wo die Golddusche vorprogrammiert zu sein schien.

Die Turner holten z.B. kein einziges Gold. Wer von Reinfall spricht, hat zuallererst diese Disziplin im Sinne, die von den Russen ein halbes Jahrhundert lang dominiert wurde. Für eine positive Überraschung sorgten dagegen die Leichtathleten, die viel mehr Auszeichnungen einfuhren, als man von ihnen erwartet hätte.

Ein weiteres Phänomen aus russischer Sicht – die großen Asse versagten zum Teil kläglich, aber hinter ihrem Rücken stiegen bisher unbekannte junge Sterne gen Himmel. Zu den Enttäuschungen von Athen-2004 zählen ohne Zweifel die Turn-Diva Swetlana Chorkina und der Superschwimmer Alexander Popow. Eine Entdeckung ist dagegen der junge 800-Meter-Läufer Juri Borsakowski.

Der endgültige Abschied vom Kalten Krieg

Hinter diesen Fakten zeigt sich eine Tendenz – die alten Stars, die ihre sportliche Ausbildung noch in der Sowjetunion begannen, treten ab. Ein Generationswechsel ist angesagt. Zwischen den Alten und den Neuen klafft die Lücke des ziemlich schmerzhaften Übergangs vom staatlich hochdotierten Sport zum marktorientierten Sport. So eine Umstellung passiert nicht ohne Verluste.

Viele russische Sportjournalisten sind außerdem der Meinung, dass auch in den Köpfen eine Umstellung vonnöten ist. Weg vom alten, unguten Schema, der Feind sei der Amerikaner und den gelte es mit allen Mitteln zu schlagen. Mit anderen Worten – endgültig weg vom Kalten-Kriegs-Denken a la Olympia 1980.

Zumal mit den Chinesen eine ganz neue Herausforderung für die Sportwelt am Horizont erschienen ist. Die Ausrichter von Olympia 2008 haben einst vom Sowjetsport gelernt – nun müssen die führenden Sportnationen wohl bald bei den Chinesen in die Schule gehen. (sb/.rufo)


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