St. Petersburg. Die olympischen Spiele in Athen haben noch nicht angefangen, da zerbricht man sich in den russischen Massenmedien bereits den Kopf über mögliche ungerechte Schiedsrichterurteile gegenüber den russischen Sportlern. Allen sitzen noch die Winterspiele in Salt Lake City vor zwei Jahren in den Knochen, als es zu einer Reihe handfester Skandale wegen beeinflusster Schiedsrichterentscheidungen und Doping-Vorfällen gekommen war.
Eigentlich sei die subjektive Schiedsrichtermeinung nichts Neues und kaum zu vermeiden, schreibt die Tageszeitung „Iswestija“. Zum Ersten ist Irren ja nur menschlich und was seien Schiedsrichter anderes als eben Menschen; zum Zweiten werden die Gäste dem Gastgeber mit so manchem zusätzlichen Pünktchen für die Gastfreundschaft danken; zum Dritten lautet eine Uraltregel, die eh führenden Nationen in einer Sportart möglichst klein zu halten – damit nicht einer die absolute Hegemonie erlangt und damit die Existenz des entsprechenden Verbandes in den Konkurrenzstaaten in Frage stellt.
Das ist bereits eine Frage der Politik – das Internationale Olympische Komitee (IOK) ist daran interessiert, die Sportverbände in den Mitgliederstaaten, von denen es sich letztendlich nährt, am Leben zu erhalten. Und das geht nur, wenn sie alle irgendeine Art von Leistung erbringen und nicht von einem Überflieger an die Wand gedrückt werden. Ist die führende Nation allerdings hoffnungslos zu gut, muss eben ein wenig gemauschelt werden bei der Punktvergabe.
Dopingkontrollen in Russland schärfer als je zuvor
Womit wir beim eigentlichen Thema wären. Russlands Athleten dominieren im Vorfeld von Athen-2004 mindestens in drei Sportarten – der rhythmischen Sportgymnastik, dem Trampolin-Springen und dem Synchronschwimmen. Hier ist die goldene Ernte auf hundert Prozent geplant. Und gerade hier befürchten die Sportfunktionäre einen Einbruch durch vorgefasste Schiedsrichtermeinung.
Was die Vorbeugung von Doping-Skandalen betrifft, wurden alle russischen Athleten laut NOK-Präsident Leonid Tjagatschow noch zu Hause getestet. Nur die Tennisspielerinnen, die ständig in der Welt herumreisen, sind von dieser Regelung ausgeschlossen. Sollte ein Sportler beim Doping erwischt werden, droht Russland mit saftigen Strafen von mindestens zwei Jahren bis lebenslang währender Sperre für ihn und seinen Trainer. Diese rigiden Maßnahmen sollen den Aktiven endgültig die Lust nehmen, ihre Leistungen mit illegalen Mitteln hoch zu puschen.
In Russland hofft man zudem darauf, die bösen Erfahrungen von Salt Lake City würden der Sportwelt nun doch eine Lehre sein. Und überhaupt – sich über Schiedsrichterentscheidungen zu beschweren, zeugt von schlechtem Ton und der Einsicht in die eigene Schwäche. Und wer will sich schon des einen wie des anderen verdächtig machen? (sb/.rufo)
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