Moskau. Der orthodoxe Publizist und Theologieprofessor Andrej Kurajew hat davor gewarnt, die Spaltung von katholischer und orthodoxer Kirche vor 950 Jahren überzubewerten. Die orthodoxe Kirche sei immer offen für die Erfahrungen der katholischen geistlichen Kultur gewesen, sagte Kurajew nach Angaben des Internetportals religio.ru.
Die Kirchentrennung sei in religiöser Hinsicht zwar schwerwiegend, doch habe es zwischen Ost- und Westkirche niemals eine völlige soziale und kulturelle Isolation gegeben.
Die orthodoxe Kirche habe sich stets bemüht, die christlichen Werte unabhängig vom Zeitgeist in ihrer ursprünglichen Form zu bewahren. „Wenn sich die menschliche Zivilisation immer weiter vom Christentum entfernt, wird auch die katholische Geistlichkeit zu der Erkenntnis kommen, dass es nicht darauf ankommt, die ganze Welt in die Kirche zu bringen, sondern die Kirche vor dem gefährlichen Einfluss der Welt zu schützen“, so Kurajew.
Als Datum der endgültigen Kirchenspaltung gilt der 16. Juli 1054, als eine Gruppe päpstlicher Gesandter dem Patriarchen von Konstantinopel mitteilte, er sei aus der Kirche ausgeschlossen worden. Seither erkannten sich die orthodoxe und die katholische Kirche nicht mehr gegenseitig an. Erst 1967 wurde der gegenseitige Kirchenbann aufgehoben. Nach Ansicht des Moskauer Patriarchats kann die Kirchenspaltung nur überwunden werden, wenn der Papst in Rom auf seine Vormachtstellung verzichtet.
(epd/kp)
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