Moskau. Der Mai ist vorbei und mit ihm die arbeitsfreien Feiertage. Doch auch jetzt im Sommer gibt es einiges zu feiern, wenn auch nicht offiziell. Ein sehr alter Feiertag wurde am Dienstag in ganz Russland gefeiert – Iwan Kupala, das Fest von Feuer und Wasser, oder einfach auch Sommersonnenwende genannt.
Schon Schriften aus dem 12. Jahrhundert verweisen auf den heidnischen Feiertag. Es wird davon ausgegangen, dass der Tag schon seit viel früheren Zeiten begangen wird und seinen Namen einer gleichnamigen slawischen Gottheit verdankt. Kupala, dem Gott der Erdfrüchte, wurde alljährlich am 24. Juni mit Opfergaben, Feuern, Liedern und Tänzen gedankt.
Iwan Kupala ist im Volksglauben zu großen Teilen mit der Kraft dunkler Mächte verbunden. Hexen vermischen die Asche des Kupala-Feuers im Wasser, übergießen sich damit, um später auf ihren Besen in die Lüfte entschweben zu können. Vielleicht entstand aus diesem Glauben die Tradition über das Kupala-Feuer zu springen – in der Hoffnung selbst fliegen zu können. Neben dem „Juli-Feuer“ hat das Wasser eine besondere Bedeutung. In der Nacht gehen die Anhänger des Kultes baden und setzen kleine Blumenboote und Kerzen auf das Wasser.
Erst mit der Einführung des Christentums wurde der Tag zusätzlich der Geburt der heiligen Johanna geweiht und mit christlichem Brauchtum angereichert. Die Dopplung der Kalender führte dazu, dass der Iwan-Kupala-Tag – nach julianischem Kalender am 24. Juni – heute, nach gregorianischem Kalender auf den 6. Juli fällt.
Die ursprünglichen Riten wurden transformiert und blieben deshalb bis zur Gegenwart als Mischung aus heidnischen, christlichen und volkstümlichen Traditionen und Fantasien erhalten. In der mystischen Julinacht entbrennen in ganz Russland Lagerfeuer, erklingen zu Tänzen Lieder.
Das Glück in der Kupala-Nacht zu finden, so scheint es, macht Iwan Kupala besonders wichtig. Der Volksmund behauptet, in der Nacht würden viele Pflanzen wunderschöne Blüten mit magischen Kräften treiben. Das bekannteste Beispiel hierfür – die Legende vom blühenden Farn. Wer einen solchen in Wald und Flur findet, ist für immer und ewig mit Glück gesegnet.
(cu/.rufo)
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