Von Lothar Deeg, St. Petersburg. Die Polizei überprüfte heute ohne Resultat alle Busse, die von Klin in Richtung Moskau unterwegs waren. Am Vormittag hatte bei der Polizei in Klin ein Anrufer erklärt, ein weiß-blau gestreifter Omnibus auf dieser Strecke sei von Terroristen entführt worden. Da es sich der Stimme nach um einen vielleicht sieben- bis achtjährigen Grundschüler handelte, gingen die Behörden von vornherein eher von falschem Alarm aus – es war ja nicht das erste Mal.
Im Mai hatte bereits ein Schüler aus dem Moskauer Umland mit einem ähnlich dummen Scherz für einen Antiterror-Großeinsatz gesorgt, als er mit seiner Klasse zu einer Besichtigung nach Moskau fuhr: Verunsicherte Autofahrer hatten bemerkt, dass im Heckfenster des mit Kindern besetzten Busses ein Zettel mit der Aufschrift „Hilfe, hier ist Terror!“ klebte. Dem war nicht so. Aber der ansonsten strafunmündige Übeltäter dürfte ihn hinterher von Eltern und Lehrern bekommen haben.
Auch im letzten Jahr war die Moskauer Polizei schon zweimal zur Überprüfung von Bussen mit Kindern ausgerückt, die zur Action-mäßigen Ausgestaltung ihres Hauptstadt-Besichtigungsprogrammes einen falschen Terroralarm inszeniert hatten. In einem Fall geschah die hoheitliche „Befreiungsaktion“ direkt vor der Christus-Erlöserkathedrale.
Bombendrohungen junger Telefon-Terroristen gegen Schulen nimmt in Russland ja schon fast niemand mehr ernst. Erst recht nicht zur Prüfungszeit. Aber wenn jetzt auch noch die mobile Variante dieses Spiels Schule machen sollte, wird in Moskau die Durchführung von Klassenfahrten wohl alsbald ganz verboten – wegen des damit bereits erfüllten Tatbestands der Vortäuschung einer Straftat.
(ld/.rufo)
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