St. Petersburg. Gestern wurden gleich zwölf Menschen bei einem Bus-Unfall auf der Talliner Landstraße schwer verletzt. Ähnliche Meldungen erscheinen täglich in der Presse. So sind in Petersburg und dem Leningrader Gebiet allein im vergangenen Jahr knapp 1500 Menschen im Straßenverkehr zu Tode gekommen.
Die Unfallursachen werden von der Verkehrspolizei analysiert: Mehr als 70 Prozent aller Verkehrssünder, durch die Menschen in Petersburg oder dem Leningrader Gebiet zu Tode gekommen sind, hatten die Geschwindigkeit überschritten. Wie in anderen Ländern auch ist das Fahren unter Alkoholeinfluss ein Problem: So sind etwa 30 Prozent der Unfallschuldigen alkoholisiert gefahren. Weiterhin wird die Ampel oft noch bei „kirschgrün“ passiert, sprich: bei rot. Dies geht häufig mit überhöhter Geschwindigkeit einher, da ein solches Unterfangen sonst wenig Erfolg versprechend ist – etwa 17 Prozent der Unfallverursacher sind mit in diese Gruppe zu zählen.
Richtig wäre es, meint die Net-Zeitung fontanka.ru, aus dieser Statistik heraus eine Tabelle über die häufigsten Straßenverkehrssünden aufzustellen, die dann auch in der Tat verschärfter bestraft werden müssten. Denn nur so könne eine Mentalitätsänderung geschehen, die eine zehnminütige Verspätung dem Riskieren des eigenen und anderer Menschenleben vorzieht.
Initiativen, verschärfte Strafen für Verkehrssünder zu verhängen, gibt es indes: Gestern gab es im Föderationsrat eine Anhörung, auf der Politiker wie auch Vertreter der Verkehrspolizei GAI die russische Staatsduma zu entsprechenden Änderungen in der Gesetzgebung aufforderten. Auch wurde vorgeschlagen, für Verkehrsverstüße neben Strafen auch wieder „Punkte“ zu verteilen, die bei zu häufigem Fehlverhalten zum Führerscheinentzug führen. Ein solches System wie die deutschen „Flensburg-Punkte“ gab es in der Sowjetunion bis in die 80er Jahre.
Die Initiativen scheinen insbesondere mit Blick auf die aktuellen Zahlen angebracht, die von der Weltgesundheitsorganisation WHO in der vergangenen Woche vorgelegt wurden: Durchschnittlich 19,9 von hunderttausend Menschen sterben in Russland jährlich im Straßenverkehr. Zum Vergleich: In den USA sind es 14,7 und in Japan nur 7,1.
Die WHO machte an Hand der Zahlen eine Tendenz aus, wonach die Zahl der Unfalltoten in Ländern mit höherem Wirtschaftswachstum langfristig zurückginge, während sie in ärmeren Ländern steige. Für Osteuropa und Zentralasien würde das eine Erhöhung der Zahl von Unfallopfern um mindestens knapp ein Fünftel bis zum Jahr 2020 bedeuten.
Ob das russische Parlament mit Blick darauf tatsächlich derartig aus Prinzip unpopuläre Gesetzesänderungen vornimmt, wird sich zeigen müssen.
(mga+ld/.rufo)
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