Moskau. Zum ersten Mal ist ein längerer Bibel-Text in die Sprache des sibirischen Tschuktschen-Volkes übersetzt worden. Das Moskauer Institut für Bibel-Übersetzung habe nach 13 Jahren Arbeit das Lukas-Evangelium in Tschuktschisch herausgegeben, sagte die Direktorin Marianne Beerle-Moor am Mittwoch dem epd. Da die Tschuktschen ihre Sprache vor allem mündlich überliefern, gibt es die Bibel-Texte auch als Hörbuch.
Die etwa 15.000 Tschuktschen leben im vom Rest des Landes nur schwer zu erreichenden äußersten Nordosten Russlands. Viele führen auch heute noch ein Leben als Jäger und Rentierzüchter. Für viele Begriffe, die biblische Begebenheiten und die Natur des Orients beschreiben, gibt es in der Sprache der Tundra-Bewohner keine Worte. Für die Bibelubersetzer sei es daher extrem schwierig gewesen, eine passende Terminologie zu entwickeln, erklärte Beerle-Moor. Eine Schriftsprache für die Tschuktschen wurde erst nach der Oktoberrevoltuion entwickelt. Seit Ende der 30er Jahre wird Tschuktschisch mit kyrillischen Buchstaben geschrieben.
Das 1973 gegründete Institut für Bibelübersetzung hat es sich zum Ziel gesetzt, die Bibel allen nicht-slawischen Volkern der ehemaligen Sowjetunion zugänglich zu machen. Seit dem Ende der Sowjetunion hat das überkonfessionelle Institut seinen Sitz in Moskau und arbeitet eng mit der orthodoxen Kirche zusammen.
(epd/kp)
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