Die Goldenen Zitronen stimmten bereits Mitte der 80er Jahre mit „Am Tag als Thomas Anders starb“ einen Abgesang auf den Ex-Modern-Talker an. Dass das letzte musikalische Stündchen für den „Brünetten im Duett“, wie ihn die Zeitung „Wremja“ bezeichnete, noch lange nicht geschlagen hat, bewies er vergangenen Sonntag in Moskau.
Der neue Anders sei dem alten doch sehr ähnlich, kommentierte „Wremja“ die Vorstellung des neuen Albums „This Time“, die immerhin 3.000, meist jugendliche Zuhörer in den Konzertsaal des Kremls lockte. Der „dunkelhaarige Schöne“ toure seit der Trennung von Dieter Bohlen eben alleine durch die Lande.
Als Sänger, meinte der Musikkritiker, sei Anders immer noch sehr erfolgreich – vor allem, da sich seine neuen Lieder kaum von denen aus den 80ern unterscheiden. „So bleibt für das gewöhnliche Publikum, das nicht die Lieder seines Götzenbildes auswendig gelernt hat, der Übergang von Modern Talking zu dem Solo-Schaffen unbemerkt.“
Auch der Reporter der Zeitung „Kommersant“ empfand das Konzert als angenehm. Vor allem aus dem Grund, weil die Reihenfolge der Lieder zuvor bekannt gegeben worden war: „Von Anfang an war klar, wo getanzt werden konnte und wann es besser ist, zum Büffet zu gehen“, schrieb der Berichterstatter. Unklar blieb ihm allerdings, warum die Disco im Konzertsaal des Kremls stattfand, wo Stuhlreihen jeden Tanzversuch kategorisch unterbinden.
Eine junge Musikliebhaberin bekannte selbstkritisch: „Wir lieben Gruppen, die in ihren Herkunftsländern schon lägst nicht mehr gehört werden – wie die Scorpions oder Modern Talking.“ Für dieses Phänomen fand ein deutscher Journalist das weniger galante Wort „Altverwertung“.
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