St. Petersburg. Bevor Ungarn am 1. Mai der Europäischen Union beitritt, will sich Budapest von einer ganz besonderen Altlast befreien. Die Ehrenbürgerwürde, die dem sowjetischen Diktator Joseph Stalin 1947 zugesprochen wurde, soll aufgehoben werden. Diese Entscheidung war jedoch nicht unumstritten.
15 Jahre nach dem Fall des sozialistischen Regimes wollen die Abgeordneten des Stadtparlaments von Budapest endgültig mit den Auswucherungen des Stalinismus aufräumen. Stalin war 1947 zum Ehrenbürger ernannt worden, womit die Befreiung der Stadt am Ende des Zweiten Weltkriegs und die unter sowjetischer Regie vollführte Wende zum Sozialismus symbolisch gefeiert werden sollte.
Am 1. Mai 2004 tritt Ungarn jedoch der Europäischen Union bei. Ein derartig ominöser Ehrenbürger macht Budapest also keine Ehre mehr. Spätestens Ende April will das Stadtparlament Stalin von der Ehrenliste streichen. Dieser Entscheidung waren jahrelange Streitereien zwischen rechten und linken Parteien vorangegangen.
Die rechte Opposition hatte der linken und liberalen Mehrheit im Parlament vorgeworfen, sie wolle Stalin auch weiterhin einen Platz in der Ehrenbürgerriege sichern. Die Linken und Zentristen hatten mit dem Argument gegengesteuert, dass das heutige Parlament kein Rechtsnachfolger der sozialistischen Machtorgane sei. Den Ausgleich brachte schließlich eine neu zu verabschiedende Liste von Ehrenbürgern.
„Stalin hat entsetzliche Verbrechen gegen die ganze Menschheit, Europa, Ungarn, Budapest und seine Bürger begangen“, heißt es nach Angabe der Internetzeitung newsru.com in der neuesten Erklärung des Stadtparlaments.
(sb/.rufo) |