Moskau. (Aktualisiert 11:45, 15.2.) Der größte Aquapark Moskaus verwandelte sich am Samstag Abend in Sekunden in eine Trümmerhalde – und in eine tödliche Falle für mindestens 21 Menschen: Gegen 19.20 Uhr hörten viele der bis yu 1.300 Besucher des Freizeitzentrums mit Schwimmbädern, Saunen und Bowling-Club ein lautes Krachen: Das 5.000 Quadratmeter große Dach über den tropisch dekorierten Schwimmbecken sackte in sich zusammen ein. Bilder des Schreckens >>>
„Ich hörte einen lauten Knall, dann krachte es weiter. Alle rannten“, berichtete ein Zeuge am Abend in der Nachrichtensendung „Wremja“. Polizei und Rettungsdienste seien schnell zur Stelle gewesen, so der ungenannte Mann. Ihre Hilfe benötigten auch viele der Besucher, die unbeschadet aus dem geborstenen Tropenparadies „Transvaal Park“ herausgekommen waren: Sie standen in Badekleidung im Freien – bei Außentemperaturen von bis zu 20 Grad Frost.
Der kompromisslose russische Winter war es wohl auch, der das Unglück verursacht hat: Mitte der Woche hatte es in Moskau intensiv geschneit. Die Schneedecke erreichte über einen halben Meter Dicke, so viel wie seit 19 Jahren schon nicht mehr. Offenbar war das aus Beton und Glas bestehende Dach über den Schwimmbecken dieser Belastung nicht gewachsen, so lautet die erste Version des Unglückshergangs.
Nach Zeugenaussagen brach das Dach nicht mit einem Schlag herunter, sondern sackte nach und nach in sich zusammen.
Ob es sich um einen Planungsfehler oder Pfusch am Bau als Ursache handelt, müssen die Untersuchungen noch zeigen. Materialermüdung scheidet wohl aus, denn das Freizeitzentrum war erst 2002 eröffnet worden.
Möglich ist auch eine Kombination verschiedener Ursachen: Wegen mangelnder Ventilation könnte Kondensatwasser in die nicht ganz dichte Dachkonstruktion eingedrungen sein. Bei extremen Temperaturschwankungen in den letzten Tagen gefror das Kondensatwasser und schwächte die Stahlbetonträger, so dass sie die Schneelast nicht mehr tragen konnten.
Am Samstag Abend war der „Transvaal Park“ besonders gut besucht. Anlässlich des Valentinstags war eine Disco-Party geplant. Sie hatte jedoch noch nicht begonnen, als die Katastrophe hereinbrach. Nach unterschiedlichen Angaben befanden sich in diesem Moment 600 bis 1300 Besucher in dem Aquapark.
Der FSB widersprach ersten Berichten, in denen von einer Explosion die Rede war und auch ein Terrorakt nicht ausgeschlossen wurde. Das Unglück trage technischen Charakter. Auch brach in dem Gebäude nicht wie zunächst berichtet Feuer aus – vermutlich handelte es sich um Nebel- und Dampfwolken, verursacht vom plötzlichen Aufeinandertreffen der feuchtwarmer Innen- und der eisigen Außenluft.
Nach Angaben des russischen Katastrophenschutzministers Sergej Schoigu waren gegen 21.50 Uhr drei Tote und 47 Überlebende aus den Trümmern geborgen worden. In Moskauer Krankenhäusern befanden sich zu diesem Zeitpunkt 39 Verletzte.
Nach Aussagen von Rettungskräften am Ort der Katastrophe muss aber mit bis zu 50 Toten gerechnet werden, berichtet die Agentur RBK. Auch war schon von 50 bis 80 Verletzten die Rede.
Um 21.30 Uhr war die Evakuierung der unbeschadet oder leicht verletzt davon gekommenen Schwimmbadbesucher beendet. Kräne und Baumaschinen wurden herbeigeschafft, um bei den weiteren Bergungs- und Aufräumarbeiten zu helfen. Die Umgebung des Aquaparks in Jasenewo im Südwesten Moskaus ist weiträumig abgesperrt.
Am Sonntagmorgen war die Rede bereits von 23 Toten, die gefunden worden waren. Es gab praktisch keine Hoffnung mehr, Lebende aus den Trümmern zu bergen. (ld/mig/.rufo)
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