Moskau. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht über den jüngsten Terroranschlag. Heute um halb neun detonierte in der Moskauer Metro eine Bombe. Wildfremde Menschen gehen aufeinander zu. „Haben Sie schon gehört? Wieviele Opfer gibt es? Sind die Durchgänge geschlossen?“
Fatalismus macht sich breit. Vor der Metrostation Belarusskaja meinen zwei Frauen: „Wir leben in Russland, da gewöhnt man sich an allerhand. Man muss einfach weiterleben.“ Eine alte Frau steht unschlüssig daneben und flüstert vor sich hin: „Ich verstehe das nicht, warum bloß nur.“
An der Metro als schnellstes und beqemstes Verkehrsmittel wollen trotz des Anschlages die meisten festhalten: “Fliegen kann ich nicht”, verdeutlicht eine Moskauerin das Problem. Die Metro transportiert täglich etwa neun Millionen Menschen. Zur Stoßzeit fahren die Züge alle 30 Sekunden.
Der Terrorismus hält Einzug ins tägliche Leben. „Heute fühle ich mich nicht mehr sicher in Moskau. Die letzten Terrorakte ereigneten sich alle im Zentrum oder im Süden. Mein Gott, die dringen immer mehr in den Süden Moskaus vor, nach Zarizyno. Dort wohne ich.“
„Zum Glück“, seufzt ein Herr beim Überqueren der Straße, „habe ich letzten Sommer meine Datscha nicht verkauft. Auf dem Land muss man heute wohnen. Dort ist es ruhig.“
Nur die Blumenverkäuferin staunt und weiß noch von nichts. Sie hat bereits um acht Uhr ihren kleinen Stand aufgestellt. Keine Kunden, kein Radio: die heutigen Ereignisse sind an ihr spurlos vorüber gegangen.
(cs/.rufo)
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