Von Ines Lasch, Dortmund. Die DHB-Auswahl der Männer gewann das letzte Freundschaftsspiel vor der Europameisterschaft gegen Olympiasieger Russland mit 29:20. So klar hatte Deutschland Russland noch nie in der Handballgeschichte besiegt. Bundestrainer Heiner Brand war sichtlich erleichtert: “Es war gut für die Mannschaft, die Erfahrung eines klaren Sieges zu machen, sie wollte unbedingt gewinnen.”
Russlands Trainer Wladimir Maximow brummte vor Journalisten ins Mikrofon: “Ich fand die heutige kalte Dusche für meine Mannschaft ganz nützlich.”
Damit war die deutsche Niederlage aus dem Freundschaftsspiel in Hannover am 16. Januar (25:27) wieder wettgemacht. Die erste Halbzeit in der Dortmunder Westfalenhalle begann vor 8.100 begeisterten Zuschauern allerdings wechselvoll: Beide Mannschaften spielten nervös, leisteten sich zu viele Ballverluste und vergaben klare Torchancen.
Nur wenige gegnerische Fehlabspiele wurden für erfolgreiche Tempogegenstöße genutzt. Wladimir Maximow waren Ärger und Verwunderung anzumerken: Ab der 12. Minute stand er am Spielfeldrand und setzte sich bis zur Halbzeitpause auch nicht mehr hin. Zur Halbzeit führte die deutsche Mannschaft 15:9. Damit war der Sieg vorgezeichnet.
In der zweiten Halbzeit schienen die russischen Rückraumspieler phasenweise auf dem Parkett festzukleben. In Angriff und Deckung spielte spielten die Gäste müde und irritiert, boten statt Aktionen häufig Aktionismus. Nur Rückraumspieler Alexej Kamanin (Mitte) pfefferte den Ball sechs Mal turboartig ins deutsche Tor.
Der legendäre Altstar Alexander Tutschkin warf zwar auch zwei Tore, bewegte sich aber ansonsten nur müde und kraftlos über das Spielfeld. Trainer Maximow war über die Leistung seinem Trumpf-As, Rückraumspieler Rastworzew, bitter enttäuscht: “Er hat wohl gedacht, er hat eine Kalaschnikow in der Hand und keinen Ball.”
Im Gegenzug fand die deutsche Auswahl immer mehr zu einem geschlossenen Mannschaftsspiel. Russlands Trainer charakterisierte das Spiel als “viel schneller, leichter und dynamischer” als noch in Hannover und als das Spiel seiner eigenen Mannschaft.
Herausragender deutscher Werfer mit 7 Treffern war der antrittsschnelle Rechtsaußen Florian Kehrmann vom TBV Lemgo. Kapitän Markus Baur verwandelte sicher alle vier Siebenmeter. Mit Beginn der zweiten Halbzeit liefen die Gastgeber den Russen förmlich davon.
Bis zur EM gönnt Bundestrainer Heiner Brand seiner Mannschaft eine Pause. Auf die Frage, wie schwer der Ausfall von “Kretzsche” Stefan Kretzschmar und die Absage von Frank von Behren wiegen, antwortete Brand, die deutsche Mannschaft habe in entscheidenden Wettkämpfen immer Ausfälle zu verkraften gehabt. Daher sind das Wichtigste für ihn zur EM die körperliche Fitness und psychische Stärke seiner Jungs.
In Slowenien wird die deutsche Mannschaft in der “Dortmunder Aufstellung” zunächst gegen Serbien-Montenegro und Frankreich antreten. Heiner Brand: “Diese sechzehn stehen jetzt in der Pflicht und die anderen sind hinterher wieder herzlich willkommen.”
Auf die Frage, wer denn neben Deutschland Anspruch auf den Europameistertitel erheben könne, antwortete er salomonisch: “Schweden, Russland, Dänemark, Polen, Frankreich, Island, Ungarn, Serbien-Montenegro ...alle sehr starke Handballnationen ...”
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