Moskau. Im Zusammenhang mit der Ausstellung „Körperwelten“ endete gestern der Prozess gegen den Leiter der Gerichtsmedizin von Nowosibirsk, Wladimir Nowosjolow, mit einem Freispruch. Die Staatsanwaltschaft könne nicht beweisen, dass der Angeklagte den illegalen Transport von mindestens 56 Leichen an das Institut für Plastination des Gunther von Hagens organisiert habe, urteilte ein Gericht in Nowosibirsk.
Gunther von Hagens hatte in den 90er Jahren eine neuartige Methode entwickelt, um Körper verstorbener Menschen mit Kunststoff zu konservieren. Die Präparate stellte er in der Ausstellung „Körperwelten“ in Scheiben oder als Ganzkörperplastinate in mehreren Ländern aus. Momentan werden einige von Hagens präparierte Körper in Singapur und im Erotic Art Museum in Hamburg gezeigt.
Die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen dem Heidelberger Institut für Plastination und der staatlichen Nowosibirsker Medizinischen Akademie begann im Mai 1999. Im Jahr 2001 will von Hagens anatomische Präparate aus Nowosibirsk erhalten haben, um sie für den Unterricht an der russischen Universität zu plastinieren.
In seiner Ausstellung „Körperwelten“, seien die Leichen aus Russland nicht verwendet worden, erklärte der Anatom im März. Außerdem seien überhaupt nur Körper von Menschen präpariert worden, die sich schon zu Lebzeiten der Wissenschaft verschrieben haben.
Der Vorwurf, dass dies bei den Nowosibirsker Leichen nicht der Fall gewesen sei, scheint nun entkräftet. Einige Angehörige sagte vor Gericht aus, dass sie nicht bereit gewesen seien, ihre Angehörigen beerdigen zu lassen. Das Nowosibirsker Gericht befand, dass der Handel mit Leichen und Leichenteilen legal gewesen sei, da alle erforderlichen Unterlagen vorlagen.
In Kirgisien läuft unterdessen ein weiteres Gerichtsverfahren gegen einheimische Wissenschaftler wegen angeblichem illegalen Leichentransports an den Heidelberger Präparator. Von Hagens hatte an der Staatlichen Medizinischen Akademie der Hauptstadt Bischkek 1996 ein Plastinationszentrum gegründet, als dessen Direktor er auch amtiert. 488 Leichen sollen die Mitarbeiter von hier nach Deutschland verkauft haben. Doch auch in diesem Fall bestritt Gunther von Hagens, dass er kirgisische Leichen für seine Ausstellungstücke benutzt hätte.
Gegen den Präparator selbst hat die Universität von Heidelberg im September Strafanzeige erlassen: Von Hagens würde mit seinem Professorentitel Werbung für die Ausstellung „Körperwelten“ machen. Damit missbrauche er nicht nur den Titel für kommerzielle Zwecke, sondern er assoziiere zudem, dass er den Professorengrad in Deutschland erlangt hätte. In Wirklichkeit verdanke er den Titel einer Gastprofessur in China. Von Hagens wies die Vorwürfe zurück.
(sp/.rufo)
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