Moskau. Die bekannte russische Journalistin Anna Politkowskaja ist mit einer schweren Vergiftung in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Auf dem Weg in den Kaukasus hatte Politkowskaja, Korrespondentin der „Nowaja Gaseta“, im Flugzeug die Besinnung verloren, sagte der Chefredakteur der oppositionellen Wochenzeitung Dmitri Muratow. Politkowskaja wurde inzwischen in kritischer Verfassung in eine Moskauer Klinik überführt.
Chefredakteur Dmitri Muratow schloss in dem Interview mit dem Radiosender „Echo Moskaus“ nicht aus, dass Anna Politkowskaja Opfer eines Giftanschlags wurde. Die Journalistin wollte in Nordossetien eine Reportage über das Geiseldrama von Beslan vorbereiten. Womöglich wolle jemand verhindern, dass aus der Krisenzone Berichte veröffentlicht werden, die nicht der offiziellen Version entsprächen. Politkowskaja habe den Tag über kaum etwas gegessen und sei in Ohnmacht gefallen, nachdem sie zehn Minuten zuvor im Flugzeug eine Tasse Tee getrunken hatte. Ärzte konnten bislang noch keine Angaben über die Ursache der Vergiftung machen.
Anna Politkowskaja ist für ihre kritische Tschetschenien-Berichterstattung im Westen mehrfach mit internationalen Journalistenpreisen ausgzeichnet worden. In Russland erhielt sie schon mehrfach Morddrohungen, musste zeitweise unter Polizeischutz gestellt werden.
Auch ein Korrespondent des US-Radiosenders „Liberty“ war am Donnerstag am Flug in die Region gehindert worden. Der Korrespondent des Senders Andrej Babizki wurde auf dem Moskauer Flughafen vorübergehend festgenommen, weil Spürhunde angeblich Sprengstoff in seinem Gepäck gewittert hatten. Nach einem Verhör wurde der Journalist, dessen mysteriöse Entführung in Tschetschenien im Frühjahr 2000 international für Schlagzeilen gesorgt hatte, auf dem Flughafen von zwei Passanten angepöbelt. Nach einem Handgemende wurde er von Polizisten erneut vorübergehend auf die Wache mitgenommen und hielt sich auch am Freitag.
(epd/kp)
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