Moskau. Der am Freitagabend ermordete amerikanische Journalist Paul Klebnikov hätte womöglich womöglich gerettet werden können. Der Journalist erlag seinen Schussverletzungen nicht wie zunächst gemeldet im Rettungswagen, sondern bereits im Krankenhaus. Auf dem Weg in den Operationssaal war der Fahrstuhl mit dem Amerikaner und den Notärzten steckengeblieben. Als es Mechanikern schließlich gelang, die Fahrstuhltür zu öffnen, war Klebnikov bereits tot.
Drei Unbekannte hatten am Freitagabend das Feuer auf den Chefredakteur der russischen “Forbes”-Aussgabe eröffnet, als er das Redaktionsgebäude verließ und zur nächstgelegenen Metro-Station gehen wollte. Klebnikov wurde von vier Kugeln getroffen. Generalstaatsanwalt Wladimir Ustinow erklärte die Ermittlungen inzwischen zur Chefsache.
Als mögliches Motiv für die Bluttat gilt weiterhin eine von „Forbes“ veröffentlichte Rangliste der reichsten Russen Motiv für die Tat gewesen sein könnte. Viele Geschäftsleute waren für die Öffentlichkeit völlig überraschend auf der Superreichen-Liste erschienen. Als reichste Russin fand sich etwa die Ehefrau des Moskauer Bürgermeisters Juri Luschkow, Jelena Baturina, in dem Bericht wieder, die laut “Forbes” über ein Privatvermögen von über einer Milliarde Dollar verfügt.
Auch nach Ansicht der “Iswestia” sprechen viele Details dafür, dass der Mord mit der Liste in Zusammenhang steht. “Einen Mord an einer bekannten Persönlichkeit in Auftrag zu geben, noch dazu an einem Bürger der USA, ist eine gefährliche und teure Angelegenheit”, spekulierte das Blatt. “Bei weitem nicht jeder kann sich so etwas leisten.” Auch ein Racheakt radikaler Tschetschenen, über die Klebnikov ein Buch veröffentlicht hatte, gilt als nicht ausgeschlossen.
Aus dem britischen Exil kommentierte der Milliardär Boris Beresowski das Attentat mit den Worten: “Leider hatte er ein sehr lockeres Verhältnis zu den Tatsachen und dachte sich viele Dinge aus.” Diese Arbeitsweise habe offensichtlich irgendjemandem stark missfallen, so Beresowski. 1996 war Klebnikov mit einem Enthüllungsartikel über Beresowski in Russland bekannt geworden, in dem er dem Magnaten kriminelle Machenschaften vorgeworfen hatte.
In Russland sind seit dem Zerfall der Sowjetunion nach stark unterschiedlichen Schätzungen bis zu 200 Journalisten eines gewaltsamen Todes gestorben, der mit ihrer professionellen Tätigkeit zusammenhängt. In keinem einzigen Aufsehen erregenden Fall konnten die Hintergründe der Tat vollständig aufgedeckt werden. Im Juni endete zuletzt der Prozess gegen die Mörder des Moskauer Reporters Dmitri Cholodow mit dem Freispruch für alle Angeklagten.
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