Moskau. Der russische Präsidentenberater Andrej Illarionow will den Berliner "Tagesspiegel" verklagen. Die deutsche Zeitung habe "verleumderische Behauptungen" über den Wirtschaftsexperten verbreitet, teilte dessen Büro mit. Der "Tagesspiegel" hatte am 11. April unter Berufung auf einen russischen Umweltschützer geschrieben, Illarionow sei für seinen hartnäckigen Widerstand gegen die Ratifizierung des Kyoto-Protokolls von dem amerikanischen Ölmulti Exxon Mobile mit üppigen Schmiergeldern belohnt worden.
Es gehe dabei um eine Summe von drei Millionen Dollar, hieß es unter der Überschrift "Kostbares Klima". "Halbwegs wasserdicht konnten US-Naturschützer bisher nur den Transfer von 240 000 Dollar dokumentieren." Als Quelle hatte sich die Zeitung auf den "Klimaforscher Alexej" berufen, der Repressionen fürchte "und seinen Nachnamen daher nicht nennen will".
Der Artikel war von dem russischen Internetportal "inopressa.ru", das täglich die ausländische Presse nach Berichten über Russland auswertet, übersetzt und veröffentlicht worden. Illarionow kündigte an, außer der Klage werde er sich auch "andere Maßnahmen" vorbehalten, um seinen guten Namen zu schützen.
Die Autorin des Artikels, die Moskauer "Tagesspiegel"-Korrespondentin Elke Windisch, sagte dem epd, sie habe in ihrem Artikel lediglich die Erkenntnisse von Umweltschützern wiedergegeben. Im Herbst 2001 war gegen den Moskauer "taz"-Korrespondenten Klaus-Helge Donath eine Verleumdungsklage eingereicht worden. Ein russischer Jurastudent hatte an einem Artikel Anstoß genommen, in dem der beginnende Personenkult um Kremlchef Wladimir Putin ironisch beschrieben wurde. Der Student forderte Schadensersatz und die Ausweisung des Journalisten. Donath hatte aus einer Lobeshymne auf den Präsidenten zitiert, die der Student verfasst hatte.
(epd/kp)
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