Moskau. Nach einem Wechsel an der Spitze der Moskauer Tageszeitung “Iswestia“ hat der neue Chefredakteur Raf Schakirow Änderungen in der Redaktionspolitik angekündigt. „Die Zeitung soll moderner werden und sich mehr an den Nachrichten orientieren“, sagte Schakirow Medienberichten zufolge. Der Leser solle mit Hilfe der „Iswestia“ besser verstehen, „wohin das Land sich bewegt und welche aktuellen Ereignisse ihn persönlich betreffen.“
“Es ist falsch, wenn die Leser hinter allen politischen Neuigkeiten allein Intrigen und Machtkämpfe sehen”, sagte der neue Chefredakteur. Schakirow kündigte außerdem an, die Zeitung solle ein moderneres äußeres Erscheinungsbild erhalten, wolle aber gleichzeitig ihre alte Leserschaft halten. Personelle Änderungen in der Redaktion werde es nicht geben. Die einflussreiche Tageszeitung, zu Sowjetzeiten offizielles Bekanntmachungsblatt der Regierung, erscheint heute mit einer Auflage von 230.000 Stück.
Raf Schakirow war in der vergangenen Woche als neuer „Iswestia“-Chefredakteur eingesetzt worden. Sein Vorgänger Michail Koschokin hatte eigenen Angaben zufolge seinen Posten selbst zur Verfügung gestellt, da er „ein eigenes Medien-Projekt“ leiten wolle und bleibt weiter Mitglied im Aufsichtsrat der Zeitung. Die „Iswestia“ gehört derzeit mehrheitlich der Profmedia-Holding des Finanzmagnaten Wladimir Potanin.
In den 1990-er Jahren war der 1960 in Kasachstan geborene Schakirow bereits Chefredakteur der Zeitung „Kommersant“ und arbeitete außerdem als Topmanager für das Staatsfernsehen. Zuletzt leitete der studierte Historiker die Redaktion der Tageszeitung „Gaseta“ („Die Zeitung“), die er nach dem Wechsel an seinen ersten Stellvertreter Michail Michailin übergab.
Die Ereignisse bei der Iswestia sind nicht der erste Aufsehen erregende derartige Personalwechsel kurz vor den Parlamentswahlen. Anfang September war der Ex-Direktor der Kreml-kritischen Fernsehsender NTW, TV-6 und TWS, Jewgenij Kisseljow, Chefredakteur der Wochenzeitung „Moskowskije Nowosti“ („Moscow News“) geworden. Die Zeitung war gleichzeitig von einer dem Ölkonzern Yukos nahestehenden Stiftung aufgekauft worden.
(epd/kp)
|