Moskau. Der deutsche Filmemacher Alexander Kluge eröffnete gemeinsam mit Festivalpräsident Nikita Michailkow am Montagabend seine Retrospektive in Moskau. Der Rückblick auf Kluges Schaffen startete mit „Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos“. Der Film, der Reformvorstellungen und Utopien thematisiert, erhielt 1968 auf den Filmfestspielen in Venedig den Goldenen Löwen.
Gesellschaftliche Veränderung, so dass Fazit von Kluge und der Protagonistin seines Filmes, sind nicht im Hau-Ruck-Verfahren, sondern nur durch kleine Schritte zu erreichen. Am Ende des Films beginnt seine Hauptfigur deshalb beim Fernsehen zu arbeiten. Der Film- und Buchautor Kluge sollte es ihr zwanzig Jahre später gleichtun. 1987 begann er für die Privatsender Sat 1 und RTL Kultursendungen zu produzieren.
„Die Öffentlichkeit, die viel Geduld hat, heißt Buch. Die, die am meisten Wagnis und Avantgarde erlaubt, ist das Kino. Das dritte Medium liebe ich nicht besonders, aber ich muss es akzeptieren. Das ist das Leitmedium Fernsehen. Ein Leitmedium erkennt man daran, dass man in Momenten der Gefahr dort hinguckt“, sagt Kluge, der das geduldige Medium trotz seiner Arbeit beim Leitmedium nicht vernachlässigt. Im vergangenen Jahr veröffentlichte er das Buch „Die Lücke, die der Teufel lässt“ und erhielt den für sein Gesamtwerk den Büchnerpreis.
Kluges vor vier Jahren erschienenes Buch „Chronik der Gefühle“ liegt jetzt auch auf Russisch vor und wird am Donnerstagabend um 19:00 Uhr im „Klub na Brestkoi“ offiziell präsentiert. Zuvor wird Alexander Kluge am Mittwochabend um 20:00 Uhr mit dem Kunst- und Medienwissenschaftler Boris Groys und dem Filmkritiker Andrej Plachow über die ‚Grammatik der Zeit’ diskutieren.
Während seines Aufenthalts in Moskau ist Kluge aber auch für das Fernsehen tätig. Für seine Sendungen „10 vor 11“ und „Prime-Time / Spätausgabe“ zeichnet er Interviews mit verschiedenen russischen Wissenschaftlern und Politikern auf.
Wer sich mit dem Schaffen von Alexander Kluge näher vertraut machen möchte, hat dazu jetzt Gelegenheit. Diese Woche laufen jeden Tag um 19:00 Uhr im Musei Kino verschiedene Folgen seiner Kulturmagazine. Nachmittags um 15:00 Uhr sind Filme zu sehen, die der Regisseur von den 60er bis in die 80er Jahre gedreht hat.
(sp/.rufo)
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