Moskau. You, Stereo-Total, here, now, party anticonformiste verspricht die Webseite des deutsch-französischen Elektropop-Duos. Francoise Cactus und Brezel Göring halten ihr Wort und touren wie besessen um die Welt. In ihrer Wahlheimat Berlin sind sie seltene Gäste. Gestern Paris, morgen Athen, danach Valencia und vergangenen Freitag rockten die antiglobalistischen Weltenbummler im Moskauer Art Garbage Club.
In den zehn Jahren die Francoise Cactus und Brezel Band und Wohnung teilen, sind sie ihrem Sound treu geblieben. Der „Rock’n Roll“ von Stereo Total klingt wie eine Kreuzung zwischen einem wildgewordenen Krankenwagen und einer Funkstörung. Herrlich schräg. „Nicht depressiv, nicht aggressiv“, wie sie selber singen.
„Exakt neutral“ – so der Titel des Songs – ist ihr Sound trotzdem bei weitem nicht. Eher kunterbunt rosarot: Eine Mischung aus variierten und konfigurierten Klassikern, die ihren Ursprung irgendwo bei Serge Gainsbourg und der deutschen Elektromusik der 80er Jahre haben.
Abgerundet wird diese Kombination von den wunderbar ironischen Texten die Francoise Cactus auf deutsch, französisch, englisch, japanisch und diversen anderen Sprachen vorträgt. Leider stachen bei dem Moskauer Konzert die scharfzüngigen Feinheiten aufgrund kleiner technischer und akustischer Problemen nicht immer deutlich hervor.
Trotzdem heizte Stereo Total ihrem russisch-, deutsch-, französisch- und englischsprachigem Publikum ordentlich ein. Dass es heiß her ging, förderte der kleine Clubraum des Art Garbage, in den bei weitem nicht alle Fans passten, die sich zuvor im Biergarten versammelt hatten.
Statt „im Viereck“ zu tanzen wie Francoise und Brezel auf der winzigen Bühne, blieb den Konzertbesucher daher nur Raum für Eng-Tanz. Um so mehr kochte die Stimmung hoch bei der Salt n’Peppers Parodie von „Push it“ oder Songs wie „Holiday Inn“. Stereo Total boten viel „Spannung vor der Entspannung“ und gaben mit dem Song „Cosmonaute“ dem Konzert nach mehreren Zugaben einen ruhigen Ausklang, um ihre Fans mit leuchtenden Augen und schmerzenden Ohren zu entlassen.
(sp/.rufo)
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