Moskau. Viele Schicksale russischer und deutscher Kriegsgefangener lagen 60 Jahre lang im Dunkeln. Dabei existieren hunderttausend Dokumente auf deutscher wie auf russischer Seite, die Verlegung, Internierung und Ermordung gefangener Soldaten dokumentieren. Kulturstaatsministerin Christina Weiss und Botschafter Hans-Friedrich von Ploetz stellten am Samstag in Moskau eine Dokumentation zum Schicksal sowjetischer Kriegsgefangener des Zweiten Weltkrieges in Moskau vor.
Die vorhandenen Dokumente wurden lange geheimgehalten und verstaubten in Archiven, die jetzt geöffnet wurden. Den Angehörigen gibt dies die Möglichkeit, endlich zu erfahren, was den Vätern, Ehemännern, Brüdern und Söhnen geschah und ob es für sie irgendwo eine letzte Ruhestätte gibt. In Deutschland waren die Forschungsergebnisse der Publikation „Für die Lebenden. Der Toten gedenken“ schon im November 2003 veröffentlicht worden.
Im Auftrag der Bundesregierung, die pro Jahr 230.000 Euro investiert, trägt die „Stiftung sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft“ seit 2002 Material zusammen. In Russland kooperiert sie mit nationalen und regionalen FSB-Archiven. Zur Rekonstruktion und Bearbeitung der Archivunterlagen wurde ein modernes Datenverarbeitungssystem entwickelt, welches mittlerweile auch den russischen Archiven bei ihrer Arbeit behilflich ist.
Entstanden ist eine erste Publikation, die das Schicksal von ca. 60.000 sowjetischen Offizieren in deutscher Kriegsgefangenschaft nachzeichnet und, wie Christina Weiss in ihrer Rede vermerkte, den „schweigenden Zeugen eines unmoralischen Krieges Stimme verleiht“. Das Buch „Für die Lebenden. Der Toten gedenken“ ist der Beginn einer Reihe von Publikationen die den Forschungsergebnissen der jüngeren deutsch-russischen Geschichte gewidmet sein werden. Da immer noch über eine Million Akten in deutschen Archiven, und eine mindestens ebenso große Menge in russischen Archiven vermutet wird, kann in den nächsten Jahren mit weiteren Veröffentlichungen gerechnet werden. Parallel zu den deutschen Anstrengungen wurde auch auf russischer Seite begonnen die Geschichte deutscher Internierter in Russland zu verfolgen.
Diese Forschungsergebnisse können vielleicht nicht nur dazu beitragen Geschichte neu zu schreiben. Eventuell kann diese bilaterale Zusammenarbeit sogar zur weiteren Verbesserung und Neugestaltung der staatlichen wie sozio-kulturellen Verbindungen verhelfen.
(cu/rufo.)
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