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21-06-2002 Kultur

Deutsches Geld für die Philharmonie

(sb) St. Petersburg. Vom 22. bis 24. Juni treffen sich die Kulturminister Russlands und Deutschlands, Michail Schwydkoj und Julian Nida-Rümelin, in St. Petersburg. Dabei werden sie u.a. einen Vertrag über die Restaurierung der berühmten Walker-Orgel im Großen Saal der Philharmonie unterzeichnen. Die Bundesregierung unterstützt dieses Projekt mit 1,3 Millionen Euro, ca. 200.000 Euro muss die russische Seite selbst aufbringen. Siemens erklärt sich zudem bereit, das gesamte Belüftungssystem des Konzertsaales zu erneuern.

Die Reparatur der Orgel wird im Ausland durchgeführt werden, denn Russland verfügt über keine eigenen großen Orgelbau-Werkstätten. Spätestens zwei Monate nach Vertragsabschluss soll endgültig klar sein, wer die Arbeiten ausführen wird (im Gespräch ist eine schweizerische und eine deutsche Firma), dann wird die Orgel vollständig auseinandergenommen und auf die Reise geschickt. Pünktlich zum Saisonbeginn 2004/2005 soll sie an ihrem angestammten Ort in neuem Glanz erstrahlen. Zum 300. Stadtjubiläum kommt die deutsche Geburtstagsgabe also etwas zu spät.

Die Petersburger Walker-Orgel hat eine interessante Geschichte: Ursprünglich befand sie sich im „Gynäkologischen Institut“ von Doktor Ott auf der Wassili-Insel. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt der Arzt als einer der fortschrittlichsten Spezialisten auf dem Gebiet der Geburtshilfe, seinen Patientinnen verschrieb er besonders gerne eine Musiktherapie, deren Hauptkomponente eben diese Orgel war. Nach der Revolution wurde sie aus der Klinik entfernt und fand ihren Platz im ehemaligen Saal der Adelsversammlung am Platz der Künste, der zur Philharmonie umfunktioniert worden war.

Nicht nur die Musik wird die beiden Kulturminister in den nächsten Tagen beschäftigen, auch die Kunst soll nicht zu kurz kommen. Am Samstag findet im Rahmen einer Festveranstaltung im Palast von Gatschina südlich von Petersburg die Übergabe von sieben Gemälden statt, die im Zweiten Weltkrieg aus den Leningrader Vorortpalästen geraubt und nach Deutschland gebracht worden waren (russland-www.aktuell.ru berichtete). Am Montag kontert dann im Beutekunst-Tauschhandel die russische Seite: Die berühmten Glasfenster aus der Marienkirche von Frankfurt/Oder verlassen die Ermitage und treten den Heimweg an.

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