 Moskau. Der Besitzer des auf deutsche Initiative in Russland beschlagnahmten Beutekunst-Gemäldes „Tarquinius und Lucretia“ verlangt das Gemälde zurück. Der Anwalt des Moskauer Kunstsammlers Wladimir Logwinenko forderte die Rückgabe am Freitag in einem Brief an die russische Generalstaatsanwaltschaft, bei der das Rubens-Gemälde zur Zeit verwahrt wird. Für die russischen Behörden gebe es keinen Grund, das Bild weiter einzubehalten.
Nach der Prüfung der Akten gäbe es keinen Zweifel mehr, dass die deutsche Polizei voreilig gehandelt und nicht sorgfältig recherchiert habe, sagte Logwinjenkos Anwalt der Zeitung Iswestija. „Als ich die Akten bekam, habe ich sofort verstanden, dass es um Politik geht“, kommentierte Logwinjenko selber den Fall. „Konstruiert von Anfang bis Ende“.
Die deutsche Polizei verdächtigt Logwinenko Mitglied einer kriminellen Bande zu sein, die auf Kunsthandel spezialisiert ist. Das Bezirksgericht Potsdam hatte daher eine internationale Fahndung wegen „Beihilfe zum Erwerb von Gütern auf verbrecherische Weise“ eingeleitet und ein Gerichtsverfahren gegen Logwinenko angestrengt. Der Anwalt des 37jährigen Geschäftsmannes in Deutschland hat mittlerweile Einspruch dagegen eingelegt, allerdings steht jedoch noch nicht fest, wann darüber entschieden wird.
Solange das Verfahren laufe, sagte Wladimir Logwinenko, sei er weder bereit, mit Vertretern des deutschen Staates noch mit der Stiftung „Preußische Schlösser und Gärten Berlin – Brandenburg“ Verhandlungen aufzunehmen. Der russische Sammler verlangt nach wie vor eine Entschädigung, wenn das Bild an das Potsdamer Museum zurückgegeben würde.
Die deutsche Seite will hingegen eine entschädigungslose Rückgabe des Gemäldes. Die deutsche Botschaft hat bereits vor einiger Zeit ein Schreiben an das russische Außenministerium gerichtet, in dem sie auf die deutsch-sowjetischen Abkommen zur Rückführung von im Krieg entwendetem Kulturgut verwies. Auch die Stiftung „Preußischer Schlösser und Gärten“, in dessen Besitz das Gemälde übergehen würde, hat sich mittlerweile eingeschaltet und in einem Brief an den russischen Kulturminister Michael Schwydkoi die Rückgabe gefordert.
Nun bleibt abzuwarten, was die Generalstaatsanwaltschaft beschließen wird. Der Beutekunstbeauftragte des russischen Kulturministeriums Anatoli Wilków, sagte russland-aktuell , es sei sehr wahrscheinlich, dass die Entscheidung nach russischen Gesetzen gefällt würde. Das würde bedeuten, dass das Rubens-Gemälde nur gegen eine Entschädigungszahlung nach Deutschland zurück gegeben wird.
Als Präzedenzfall nannte Wilków ein vor einigen Monaten bei Sotherby’s aufgetauchtes Portraits von Alexandra Pawlowna. Das Bild war während des Krieges aus dem Russischen Museum in St. Petersburg verschwunden. Da der deutsche Besitzer jedoch den ordnungsgemäßen Erwerb des Gemäldes nachweisen konnte, sah sich das Museum veranlasst, es zurück zu kaufen.
Das Bild von Pieter Paul Rubens „Tarquinius und Lucretia“ war 1945 aus einem Berliner Vorort von einem Offizier der Sowjetarmee nach Moskau verschleppt worden. Ursprünglich befand es sich jedoch im Besitz des Potsdamer Museums, aus dem es 1942 verschwand.
(sp/.rufo)
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