Von Wladimir Martynow, Moskau. Am Freitag Abend wurde Moskau die weltbekannte Carmina Burana Open Air Opera vorgestellt. Über 10.000 Zuschauer ließen sich das Großereignis nicht entgehen. Die Bekanntschaft mit der Carl-Orff-Oper fand freilich nicht in Moskau statt, sonder hinter dem Moskauer Autobahnring am Einkaufszentrum „Krokus City“.
Die Vorstellung begann nicht um neun Uhr, wie es geplant wurde, sondern erst um zehn, weil die Veranstalter offenbar noch auf Gäste warteten, die im Stau stecken geblieben waren. Die Mehrheit der Zuschauer, die rechtzeitig gekommen war, begann zu diesem Zeitpunkt schon zu frieren. Auch diejenigen, die warme Sachen und Decken mitgenommen hatten, fühlten sich nicht besonders wohl. Und Champagner für 250 Rubel (7 Euro) das Glas konnte kaum aufwärmen.
Auf die meisten war auch die Mitteilung, dass im ersten Teil der Vorführung zunächst Musik aus den bekanntesten Verdi-Opern gespielt werde, eine negative Überraschung, obwohl dies vor allen derartigen Vorstellungen üblich ist und die Information darüber war auf der Seite parter.ru zu finden.
Die gesamte Show verfehlte dann auch eine eindeutige Wirkung auf das Publikum. Die Szenen des mittelalterlichen Lebens wurden allegorisch dargestellt, und nicht alle Gäste waren bereit, das aufzunehmen. Wie der Skandal-umwitterte Theaterregisseur Roman Wiktjuk in seiner Vorrede erklärte, sei die Kantate von Carl Orff eine Hymne auf den Sex. Eine Charakteristik, die in dieser Schärfe sicher übertrieben war. Auch die versprochenen Lasershow samt Feuerwerk wirkten ein wenig enttäuschend.
Die Tänzer, die anschließend neben den drei Solisten und Chorsängern zwischen den 20 Meter hohen Bühnenbildern auftraten, ähnelten einer Zirkustruppe. Ihr Kostüme erinnerten an den Karneval in Venedig.
Die meisten Zuschauer konnten die bizarre Oper ohnehin nicht vollständig genießen, denn zum Schluss der Vorstellung hatten sie eine andere Sorge: noch nach Hause zu kommen, nachdem die Metro den Betrieb einstellte. Auf dem Weg zum Parkplatz konnte man hören, dass es „gut und interessant“ war, aber viel mehr erwartet hatten und deswegen etwas enttäuscht waren. „Ich habe bessere Vorstellungen gesehen“, sagte die Studentin Viktoria. „Zum Beispiel die Theatershow „Narrenschiff“ vor zwei Jahren. Die Werbung für Carmina Burana versprach viel mehr, als wir gesehen und gehört haben“.
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