St. Petersburg. Ein fast unbekannter russischer Jung-Regisseur hat am Wochenende beim Kinofestival in Venedig kräftig abgeräumt: Andrej Swjaginzew, bisher nur als Schöpfer von Kurzfilmen für Ren-TV aufgetreten, erhielt für sein Erstlingswerk „Die Rückkehr“ den Hauptpreis des Festivals sowie die mit 100.000 Euro dotierte Prämie für das beste Kino-Debut.
Bislang haben erst zweimal russische Regisseure einen Goldenen Löwen aus Venedig nach Hause gebracht: 1962 Andrej Tarkowski (ebenfalls für sein Erstlingswerk „Iwans Kindheit“) und 1991 Nikita Michalkow (für „Urga“). Kein Wunder, dass der 39 Jahre alte Newcomer aus Nowosibirsk jetzt als „neuer Tarkowski“ gefeiert wird.
Sein 2002 fertig gestellter Film schlug in Venedig ein wie eine Bombe: Die Zuschauer zollten ihm 15 Minuten stehenden Applaus. Aber schon vor dem Festival hatte sich die Qualität des Werkes in der Branche herumgesprochen: Vier große Kinofestivals wollten ihn gerne ins Programm nehmen. Und Dmitri Lesnewski, der Produzent von Ren-TV, hatte bereits Verträge über die Vermarktung des Films in zahlreichen europäischen Ländern und mit Columbia Pictures USA abgeschlossen. „Leider war das vor dem Festival (in Venedig)“, sagte Lesnewski lachend in einem Interview der „Iswestija“.
Wie Regisseur Andrej Swjaginzew waren auch die Schauspieler bisher nur in engen Fachkreisen leidlich bekannt. Einer der beiden jungen Hauptdarsteller, der 16 Jahre alte Wladimir Garin, kann den plötzlichen Filmruhm allerdings nicht mehr genießen: Er ertrank Ende Juni in der Nähe von St. Petersburg beim Baden. Swajginyew widmete ihm dehalb bei der Zeremonie am Samstagabend den Preis.
Das Sujet des Filmes in groben Zügen: Zwei Brüder, der 14 Jahre alte Andrej und der 12-jährige Iwan wachsen bei ihrer Mutter auf. Unvermitttelt taucht der seit zehn Jahren verschwundene Vater wieder auf. Er nimmt die Söhne für eine Woche mit in die Natur, macht sich dann aber wegen eines Anrufes mit ihnen auf die Suche nach einer geheimnisvollen Kiste. Der Vater versucht, nach seinem Vorbild richtige Männer aus den Jungs zu machen, diese verweigern sich jedoch ihm ebenso wie dem Erwachsenwerden. Allerdings nicht bis zum Schluss.
Regisseur Swjaginzew hofft, dass „Woswraschtschenije“ (so der russische Originaltitel) im Oktober oder November in die russischen Kinos kommt. Bleibt abzuwarten, ob er im eigenen Lande die gleichen Erfolge hat wie unter den Kinophilen in Venedig.
(ld/.rufo) |