Moskau. Russische Schriftsteller haben die geplante Einführung neuer Lehrpläne für den Literaturunterricht an den Schulen des Landes scharf kritisiert. Aus der Liste der Pflicht-Lektüre seien ausgerechnet jene Werke verschwunden, die die totalitäre Vergangenheit der Sowjetunion zum Thema hätten, heißt es einem Bericht der „Moscow Times“ vom Mittwoch zufolge in einem offenen Brief der Autoren. Unter anderem wird der Roman „Doktor Schiwago“ des zu Sowjetzeiten verfolgten Literaturnobelpreisträgers Boris Pasternak aus dem Pflichtprogramm gestrichen.
Auch Gedichte der während der Stalin-Ära verfemten Anna Achmatowa sollen den Plänen des Bildungsministeriums zufolge nicht mehr im bisherigen Umfang in der Schule behandelt werden. Die vorgesehenen Änderungen im Lehrplan seien der Ausdruck „deutlich spürbarer konservativer Tendenzen“, heißt es in dem Protestschreiben. Den Schülern werde dadurch nicht mehr vermittelt, wie tragisch die sowjetische Geschichte verlaufen sei.
Zu den Unterzeichnern des Schreibens zählen die Schriftsteller Wladimir Wojnowitsch, Andrej Wosnessenskij und Fasil Iskander. Offiziell hatte das Bildungsministerium die Reform der Lehrpläne damit begründet, dass die russischen Schüler mit der geltenden umfangreichen Lektüre- Liste überfordert seien. Der Bildungsminister Wladimir Filippow gilt als pro-kommunistisch.
(epd/kp)
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