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28-05-2003 Kultur

Wir sind von den Menschen in Russland begeistert

Jeans Team (Foto: www.vashdosug.ru)Moskau. Zwei Wochen war die Elektro-Pop-Band "Jeans Team" in Russland auf Tour. Ihre Konzertreihe führte die vier Berliner Jungs durch Nischnij Nowgorod, Samara, Saratow und Rostow-am-Don. Vergangenen Samstag gab die Gruppe ihren letzten Russland-Gig in Moskau. Mit Franz und Henning vom Jeans Team sprach Stephanie Prochnow.

Wie ist es zu der ganzen Russland-Tour gekommen?

Franz: Auslöser war eine Anfrage von der Caviar Lounge, die haben mit unserer Tour-Agentur Powerline in Berlin gearbeitet. Sie wollten gern ein Konzert in Moskau machen. Daraufhin haben sie sich beim Goethe-Institut gemeldet und gefragt, ob man nicht irgendwie kooperieren könne. Das Goethe-Institut sagte „Ja, aber da müssen sie mehr machen und nicht nur ein Konzert in Moskau, sondern in mehreren Städten“. Darüber freuten wir uns extrem, denn erst dann macht es Sinn – in Moskau spielen ja sowieso viele Bands.

Wie war die Resonanz in den anderen Städten?

Henning: In Nischnij Nowgorod waren es vielleicht 50 Leute und nur 4 auf der Tanzfläche, die anderen haben weiter getrunken, es war wahrscheinlich zu früh für sie. Aber Rostow und Saratow waren total super. Alles hat einfach gut funktioniert, da waren wir auch gut eingespielt. Und richtig gut wurde es ab Saratow.

Ihr seid jetzt zum ersten Mal in Russland. Was sind denn eure Eindrücke?

Henning: Wir sind eigentlich alle sehr begeistert. Es ist ein riesiges Land, man kann es gar nicht erfassen. Die Reise, die wir gemacht haben, also Nischnij Nowgorod, Samara, Saratow, Rostow und Moskau – das ist ja eine kleine Schleife. Wir waren alle positiv beeindruckt. Was wir hier ganz toll finden, ist, dass die Menschen ziemlich schnell miteinander sprechen, freundlich und offen zueinander sind und nicht so voreingenommen wie z. B. in Deutschland, wo die Leute erst prüfen, ob du ein Bürovorsteher oder ein Kfz-Mechaniker bist, bevor sie freundlich miteinander sprechen. Hier reden alle und tauschen sich aus. Die Natur ist schön und das Essen ist übrigens sehr gut.

Ich habe in Moskau ziemlich viel Reklame für euch gesehen. Hat das mit der guten Presse-Arbeit des Goethe-Instituts zu tun oder seid ihr hier schon so bekannt?

Franz: Das hat zumindest zu einem großen Teil mit dem Goethe-Institut zu tun. Wir haben eine sehr gut organisierte Tour gehabt. Es gab immer Leute, die Bescheid wussten und uns herumgeführt haben. Es hat einfach Spaß gemacht.

Ihr kommt aus Berlin, wo es eine ziemlich große russische Szene gibt. Habt ihr da Kontakt, kennt ihr russische Bands und seid ihr von russischer Musik beeinflusst worden? Habt ihr jetzt auf der Tour russische Bands kennengelernt?

Franz: Wir haben nur eine Band aus Saratow gehört. Sie haben vor uns gespielt und uns ganz gut gefallen, aber wir haben von ihnen viel zu wenig gehört, ein paar Lieder nur. Wir kennen eigentlich gar keine russischen Bands. Deswegen macht es auch Sinn, dass dieser Austausch stattfindet, dass wir hierher kommen und dass es auch irgendwie möglich ist, dass russische Bands nach Berlin kommen. Wahrscheinlich habe ich schon Tausende verpaßt, die da gespielt haben.

Ihr werdet jetzt auch ein offeneres Ohr haben für russische Bands in Berlin?

Franz: Hoffentlich werden wir aufgeweckter sein was Russland angeht. Ich wette, dass ich jetzt mehr darauf achte als vorher.

Ich habe vor zwei Jahren ein Interview mit euch gelesen, wo ihr gesagt habt, dass ihr froh wäret, wenn ihr irgendwann von der Musik leben könntet. Ist es mittlerweile soweit?

Franz: Nein. Es ist noch nicht soweit. Wie es immer mit künstlerischen Sachen ist – es passiert mal etwas und dann ist etwas Geld da, dann ist das Geld wieder weg und man muss eine Durststrecke durchmachen und versuchen, das nächste Ding zu landen.

Wir kriegen es aber alles hin, und im Moment haben wir entschieden, nicht zu arbeiten, sondern nur Musik zu machen. Wenn man das dickköpfig durchzieht, schafft man das auch.

Studiert ihr denn noch?

Franz: Nun, wir haben nicht aufgehört, sondern unsere Studien letztes Jahr beendet. Wir haben uns keine Auszeit genommen, um unser Studium vernünftig zu beenden, also gab es eine kleine Verzögerung. Es wäre aber lächerlich gewesen, wegen Musik abzubrechen. Natürlich machen wir am liebsten Musik, aber alles, was wir angefangen haben, beenden wir auch anständig.

Ich habe mir mal angeschaut, wie ihr Musik definiert habt. Dabei kamen alle möglichen Begriffe heraus. Habt ihr eine Bezeichnung für eure Musik erfunden?

Franz: Eigentlich ist es Pop-Musik. Dabei gehen wir sie sehr punkig an. Wir gehen offen an Musik heran und lassen uns beeinflussen. Man muss ja zu Einflüssen stehen. Es gibt ja in der Kunst und auch in der Musik immer Leute, die sagen: „Das hat mit mir gar nichts zu tun“ – das ist Schwachsinn. Alles, was du gehört hast, wird dich auf die eine oder andere Weise beinflussen. Ich halte Einflüsse für eine extrem positive Sache. Wir versuchen, damit zu arbeiten, vielleicht ist das sogar unbewusst. Wir machen unsere Musik, wie sie kommt. Dadurch entsteht auch was eigenes.

Was habt ihr vor, wenn ihr in Deutschland seid?

Franz: Erstmals machen wir kurz Urlaub. Anschließend muss unsere zweite Platte aufgenommen werden. Wir arbeiten schon seit 8 Monaten daran, drei Viertel sind schon fertig, wir müssen der Platte noch den letzten Schliff geben. Das dauert bestimmt ein paar Monate. Ich rechne damit, dass wir Ende Sommer fertig sind.

Qelle: sp/.rufo

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