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Am Ende des Zweiten Weltkrieges war Ostpreußen ein schwer zerstörter Landstrich. Die Stadt Königsberg lag in Schutt. Durch die Massenflucht der ansässigen Bevölkerung vor den Kämpfen zwischen den deutschen und sowjetischen Truppen war das Gebiet fast menschenleer.
Neuanfang
Um das Land wieder zu besiedeln, trafen im Herbst 1945 - nicht alle freiwillig - die ersten Neusiedler aus verschiedenen Sowjetrepubliken ein. Ihre Zahl nahm in den darauffolgenden Jahren schnell zu.
1945 wurde der nordöstliche Teil Ostpreußens, das sogenannte „Königsberger Gebiet“ als besondere Verwaltungseinheit der Sowjetunion angegliedert. Um die Spuren der Vergangenheit zu verwischen, erfolgte eine Vielzahl von Umbenennungen: Aus der Stadt Königsberg und dem umgebenden Gebiet wurden Kaliningrad und dieKaliningradskaja Oblast. Fast alle Strassen und Ortschaften erhielten neue russische Bezeichnungen.
Militärisches Sperrgebiet
1946 wurde das Gebiet, als westlichster Vorposten Russlands in Europa, zum militärischen Sperrgebiet umfunktioniert. Kaliningrad wurde Sitz der Baltischen Flotte. Man stationierte Land- und Luftstreitkräfte. Die Industrieansiedlung wurde stark forciert und auf militärische Belange ausgerichtet.
Aufgrund der besonderen militärstrategischen Bedeutung durfte das Gebiet seit 1946 von Ausländern gar nicht und von Sowjetbürgern nur mit Sondergenehmigung betreten werden.
Ein neues Gesicht
1969 wurden die Überreste des Stadtschlosses gesprengt. Mit einem rigorosen Städtebauprogramm erhielt die Stadt Kaliningrad Anfang der siebziger Jahre endgültig ein neues Aussehen: Straßenführungen wurden verändert, Plattenbauten und weite Freiflächen prägten fortan das Zentrum der Stadt.
Perestroika
Im Zuge der Perestroika erklärte die russische Regierung 1991 auch das Gebiet Kaliningrad nach 50 Jahren wieder für frei zugänglich. Im gleichen Jahr erfolgte die Unabhängigkeitserklärung Litauens, Lettlands und Estlands. Ein paar Monate später zerfiel die Sowjetunion ganz. Kaliningrad wurde als Teil der Russischen Föderation zur Exklave.
Stagnation
Die Exklavenlage wirkte sich in den folgenden Jahren einschneidend auf alle Sphären des politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens aus. Die Wirtschaft erlebte einen Niedergang. Durch die Medien gingen Meldungen über hohe AIDS-Raten, Tuberkulose-Epidemien und Drogenkonsum.
Um die negativen Folgen der Exklavenlage abzumildern, wurde Kaliningrad 1992 zur Freihandelszone erklärt. Aufgrund politischer Machtkämpfe konnte das Konzept seine Wirkung jedoch bislang kaum entfalten.
Die Bankenkrise im August 1998 und die Abwertung des Rubels trafen das Kaliningrader Gebiet besonders hart, da die Exklave sehr stark von ausländischen Importen abhängig war.
In den vergangen Jahren haben sich die Verhältnisse mühsam stabilisiert.
(jm/rufo)
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Kaliningrad. Militärisches Sperrgebiet, Ostsee-Slum, EU-Enklave, Pilotregion: Wohl kaum eine andere Region Europas hat eine so bewegte Nachkriegsgeschichte hinter sich wie das Kaliningrader Gebiet.
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25.10.2004, Kaliningrad. Wenn Hochzeitspaare Blumen an Denkmälern niederlegen, ist das russisch. Wenn sie es am Grab des unbekannten Soldaten tun, umso mehr. Aber wenn Kaliningrader Brautleute auch noch Blumen zum Grabe Kants bringen - sind sie damit immer noch Durchschnitts- russen oder in besonderer Weise von der deutschen Vergangenheit ihrer Kaliningrader Heimat geprägt?
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29.9.2004, Kaliningrad. Das 750jährige Stadtjubiläum, der 60. Jahrestag des Kriegsendes und die Gründung des Kaliningrader Gebietes: In der russischen Exklave stehen mehrere Jahrestage an, die die geschichtliche Vergangenheit des Gebietes verstärkt in das Bewusstsein der Bevölkerung rücken. „Es haben sich noch nie so viele Leute für die Geschichte der Region interessiert wie heute“, erzählt Alla Fjodorowa, Direktorin des Staatlichen Kaliningrader Zentralarchivs russland-aktuell
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