Russland-Aktuell-Archiv:
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Mittwoch, 07.03.2002
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Von Alia Begisheva (Moskau). Auf das altrussische Fest Masleniza hatte der Regisseur Nikita Michalkow den Russen vor wenigen Jahren wieder Appetit gemacht, als er in seinem Film Der Barbier von Sibirien das wilde Feiern an den Mauern des Jungfrauenklosters zeigte. Besonders eindrucksvoll war die Massenprügelei, eine brutale Tradition, die angeblich die russische Seele reinigt: Na, hast du einen abgekriegt? fragt in dem Film ein Mann den anderen. Abgekriegt, strahlt der andere und wischt sich das Blut von der Lippe ab. Genug? Genug, ächzt der Mann glücklich.
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Von Jens Siegert (Moskau). "Das ist eine traurige Geschichte," bekennt Generaldirektor Wachtang Zulaja.Und sieht dabei so gar nicht traurig aus. Eigentlich verwunderlich für einen 57-Jährigen, der gerade seinen Job verloren hat. Das Hotel Intourist stirbt, bald ist es tot. Nach 31 Jahren hat an diesem Donnerstag der Abriss begonnen.
"Das Intourist passt nicht ins Bild der Twerskaja Straße," hatte Moskaus fast allmächtiger Bürgermeister schon vor sieben Jahren verfügt. Das stimmt. Brutal-fremde 22 Siebzigerjahrestockwerke hoch fläzt sich der Betonkasten ans untere, ans Kremlende der Moskauer Pracht- und Hauptstraße. Ästhetisch, so dieser Begriff überhaupt angemessen ist, weder den auch nicht gerade zierlichen Stalingranitbauten die Straße aufwärts verwandt, noch dem roten Backstein von Kremlmauer und Historischem Museum zwei Steinwürfe entfernt, jenseits des Manegenplatzes. Dafür war der Blick aus dem Dachgeschoss des höchsten Moskauer Innenstadtbaus unbezahlbar. Alles jetzt Geschichte.
460 Hotelmitarbeiterinnen landen auf der Straße. Eine nicht genau bekannte Zahl inoffizieller Kolleginnen hat sich schon vor Schließung dahin abgesetzt. "Keine Gäste, keine Huren," raunte der Barmann zuletzt mit Kennerstimme. Das "Bisnes", wie das auf neurussisch heißt, hat sich rechtzeitig abgesetzt. Ohnehin sei das Niveau zum Schlus maximal drittklasig gewesen, weiß der Mann hinter der Theke noch den ganz alten Zeiten hinterherzutrauern. Ehrlich traurig wirkt der alte "Kommertscheskij Direktor" Wladimir Franzowitsch Wionzek. Für den bulligen 60-Jährigen ist das Intourist nicht einfach irgendein Hotel, es ist eine Einrichtung. Wionzeks dicke Tränensäcke zittern bedenklich. Nirgends im Moskauer Zentrum hätten Touristen so komfortabel und vor allem preiswert unterkommen können. Und nirgends so sowjetisch, ist man geneigt hinzuzufügen. Bis zur Perestroika Ende der 80er Jahre kam kein ausländischer Moskau-Besucher aus dem Westen an der 850-Betten-Herberge vorbei.
Die wie alle Intouristmitarbeiter selbstverständlich KGB-handverlesene Diensthabende auf den Hoteletagen, "Deschurnaja" genannt, die, einem Zerberus gleich, nicht nur über Moral und Ordnung wachte, gehörte ebenso dazu, wie der Taxifahrerpulk direkt vor dem Eingang, der sich im Winter, der unwirtlichen Temperaturen wegen, im Windfang drängelte. Und natürlich die offiziell nicht existenten Prostituierten. Auch sie waren zu Sowjetzeiten streng vom KGB organisiert, die fremden Gäste zu vergnügen und auszuspähen. Soldatinnen an der ideologischen Kampffront mit dem Klassenfeind sozusagen.
Unvergesslich dürften allen männlichen Alleinreisenden die Intoristnächte in der Nachperestroikazeit geblieben sein. An ununterbrochenen und damit erquicklichen Schlaf war kaum zudenken. Im Halbstundentakt boten wechselnde Damen per Telefon oder direkt an der Tür ihre ganz besonderen Dienste an. Das haben neumodische, "euro-renovierte" Luxusherbergen a la Metropol, Baltschug oder National nicht mehr zu bieten. Die Kundenanbahnung für horizontale Dienste vollzieht sich dort westlich effizient, dezent und gastfreundlich.
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Moskau (rUFO/kp). Gleich fünfzehn Anwärter möchten den im Januar abgeschalteten Fernsehsender TV-6 beerben und auf dessen Frequenz auf Sendung gehen. Presseminister Michail Lessin gab am Mittwoch eine Liste aller Teilnehmer der Lizenz-Ausschreibung bekannt, nachdem die Bewerbefrist um 18 Uhr abgelaufen war. Die Verhandlungen zwischen den TV-6-Journalisten um Jewgenij Kisseljow, die von einer Gruppe von Großunternehmern unterstützt werden, und dem russischen Industriellenverband um Arkadij Wolskij und Jewgenij Primakow über eine gemeinsame Teilnahme an der Ausschreibung scheiterten zunächst buchstäblich in letzter Minute.
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St. Petersburg (ld) Ein noch unbekannter potentieller Käufer des Gasprom-Medienpaketes hat angeblich vor, den Fernsehsender NTW nach St. Petersburg zu verlagern. Angeblich handelt es sich dabei um einen ausländischen Investor und offenbar um die gleiche Struktur, die dieser Tage der Stadtverwaltung ein Kaufangebot für das unvollendete und seit Jahren leerstehende Fernsehzentrum bei der Metro Pionerskaja unterbreitete. (s. auch heutiger Bericht Supermarkt-Offensive ...) Bekannt wurden bisher nur die Mittelsmänner dieses Immobilien-Geschäftes.
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Moskau (rUFO/kp). Wer glaubt, die Russen würden während der Masleniza-Woche einfach nur sinnlos Massen von Pfannkuchen aufessen, irrt sich. Hinter dem Rummel um die russische Version des Karneval steckt eine Jahrhunderte alte Tradition. Bis ins 14. Jahrhundert hinein feierte man in Russland im März sogar das Neujahrsfest. Die Masleniza selbst ist aber noch viel älter. In vorchristlichen Zeiten war das Fest dem astronomischen Frühlingsbeginn gewidmet. Die heidnischen Slawen feierten mit dem nahenden Ende des Winters den für Viehzucht und Ackerbau zuständigen Gott Weless.
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Moskau (rUFO/gim). Bei einem Unfall in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind am Mittwoch zwei Bundeswehrsoldaten ums Leben gekommen, als sie eine alte Luftabwehrrakete aus sowjetischer Produktion entschärfen wollten. Die S-125 Raketen waren ein Exportschlager der Sowjetunion in den 70iger Jahren. Sie bewährten sich im Vietnamkrieg. Den Vietkong gelang es, mit S-125 Raketen über 8.500 amerikanische Kampfflugzeuge und Hubschrauber abzuschießen.
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Moskau (epd/kp). In Moskau gibt es seit Mittwoch eine Kirche, in der Gottesdienste ausschließlich für Mitarbeiter des Geheimdienstes FSB abgehalten werden. Wie das russische Staatsfernsehen berichtete, weihte der orthodoxe Patriarch Alexij II. auf dem Gelände der Moskauer FSB-Zentrale am Lubjanka-Platz in einer feierlichen Messe die wieder hergerichtete Sophienkirche. Das Kirchengebäude aus dem 16. Jahrhundert war zu Sowjetzeiten als Lagerraum genutzt worden.
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Moskau (rUFO/kp). Zum ersten Mal soll die traditionelle russische Butterwoche (Masleniza) in diesem Jahr in Moskau zu einem nie dagewesenen Spektakel werden. Eine ganze Woche lang soll die russische Hauptstadt ab dem kommenden Montag fest im Griff dieser russischen Variante des Karneval sein. Zu allen Veranstaltungen versprechen die Organisatoren reichlich Pfannkuchen.
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St. Petersburg (ld) Der deutsche Handelskonzern Metro nimmt nach Moskau nun auch St. Petersburg ins Visier: Der erste von geplanten drei Großhandelsmärkten der Kette soll 2003 am Bogatyrsky Prospekt im Nordwesten der Stadt aufmachen in direkter Nachbarschaft mit einem Baumarkt und einem Bekleidungs-Kaufhaus. Die nicht weit davon entfernte Bauruine des Fernsehzentrums soll ebenfalls zu einem Einkaufszentrum umgestaltet werden. Und mit IKEA sondiert ein weiterer Moskau-erfahrener Handelsgigant den Standort Petersburg.
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Von Alia Begisheva (Moskau). Ob es Zufall war oder eine Inszenierung der wehmütigen Hoteldirektion - der letzte Gast des Hotels Inturist, in dem zu Sowjetzeiten nur Ausländer wohnen dürften, war ein Deutscher namens Klaus Sawetskij. Am vergangenen Sonntag musste aber auch er die Koffer packen. Ab dem 7. März wird der Glas-Betonklotz abgerissen, das nur 300 Meter vom Kreml entfernt 22 Stockwerke hoch in den Himmel ragt.
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Von Jens Siegert, Moskau. "Das ist eine traurige Geschichte," bekennt Generaldirektor Wachtang Zulaja.Und sieht dabei so gar nicht traurig aus. Eigentlich verwunderlich für einen 57-Jährigen, der gerade seinen Job verloren hat. Das Hotel Intourist stirbt, bald ist es tot. Nach 31 Jahren hat an diesem Donnerstag der Abriss begonnen.
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