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Ölförderanlage in der sibirischen Region Tjumen, der Heimat von TNK-BP (Foto: Dyschljuk/.rufo) |
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Mittwoch, 30.07.2008
TNK-BP: BP-Chef warnt vor Investitionen in RusslandLondon/Moskau. Der Streit um TNK-BP gewinnt an Schärfe. Der Chef des Mutterkonzerns BP, Tony Hayward, hat nun öffentlich zu Vorsicht bei Investitionen in Russland geraten. Der Imageverlust könnte für Moskau teuer werden.
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Seit Monaten schwelt der Streit um den Ölkonzern TNK-BP zwischen russischen und britischen Aktionären. Beide Seiten beanspruchen die Führungsrolle bei dem Joint-Venture, das einst als Musterbeispiel für erfolgreiche Ost-West-Kooperation zu gleichen Teilen zwischen British Petroleum und der Aktionärsgruppe AAR (Alpha Access Renova) russischer Milliardäre aufgeteilt worden war.
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Interner Machtkampf oder Interesse von Seiten Gazproms?
Offiziell sind Meinungsverschiedenheiten über die künftige Strategie des Unternehmens Auslöser für den Machtkampf. Während BP die Investitionen in Russland vorantreiben will, strebt AAR (vor allem Milliardär Michail Fridman) mit TNK-BP nach einer Expansion ins Ausland.
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Hinter vorgehaltener Hand wird jedoch darüber spekuliert, dass Gazprom (Gasprom), der russische Energieriese mit besten Beziehungen zur politischen Führung sowohl Vorstandschef Miller, als auch Aufsichtsratschef Subkow gehören zur Petersburger Kreml-Connection - , einen Einstieg bei TNK-BP plant.
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Gazprom scheiterte bei Yukos-Übernahme
Gazprom konnte sich 2004 trotz tatkräftiger Unterstützung der Deutschen Bank nicht beim Gerangel um das Erbe des Ölgiganten Yukos durchsetzen. Rosneft, ein weiterer Staatskonzern, machte das Rennen. Gazproms Hunger nach einer führenden Stellung im Ölsektor blieb ungestillt.
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Nun könnte TNK-BP diesem Hunger zum Opfer fallen, heißt es. Indizien für eine Einmischung der russischen Regierung bei dem vorgeblich innerkorporativen Konflikt gibt es reichlich. So haben sämtliche ausländischen Mitarbeiter des Konzerns seit Wochen Visaprobleme. Bestehende Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse werden nicht verlängert.
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Massiver Druck von staatlicher Seite aus
Selbst der Präsident des Konzerns, Robert Dudley, musste vergangene Woche ausreisen und leitet nun vorläufig von Europa aus das Geschäft. Die Schikanen beschränken sich freilich nicht allein auf die Visaschwierigkeiten. Innerhalb kurzer Zeit wurde die Konzernzentrale von Steuerfahndern, Arbeitsaufsicht und dem Geheimdienst FSB heimgesucht.
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Dennoch versicherte Arkadi Dworkowitsch, Berater von Präsident Dmitri Medwedew, Anfang der Woche, dass es sich bei dem Konflikt um einen internen Streit handle, den die Aktionäre selbst beilegen müssen. Diskriminierungsvorwürfe wies er zurück.
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Hayward warnt vor Investitionen in Russland
Tony Hayward haben diese Versicherungen nicht überzeugt. Er warnte am Dienstag in London internationale Investoren vor einem Engagement in Russland. Hayward wollte eigentlich das Betriebsergebnis von BP im zweiten Quartal vorstellen. Das war besser als erwartet. Der Profit stieg um 56 Prozent auf umgerechnet 5,5 Mrd. Euro.
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Die Anleger verkauften trotz der guten Nachrichten BP-Aktien. Die Ungewissheit des Russland-Geschäfts macht die Papiere derzeit unattraktiv. Hayward versprach, die Interessen des Konzerns in Russland robust zu verteidigen. Doch für das Ergebnis wollte er seine Hand nicht ins Feuer legen.
Das Vertrauen der internationalen Anleger könnte durch die BP-Affäre mehr Schaden nehmen, als bei den vorangegangenen Krisen wegen Yukos und Shell (quasi-Enteignung bei SakhalinEnergy).
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Zweiter Brandherd Mechel
Vor allem, weil gleichzeitig Premier Wladimir Putin an anderer Front kräftig Feuer schürt. Den einheimischen Bergbau- und Stahlkonzern Mechel (Metschel) nahm sich der Premier innerhalb einer Woche gleich zweimal zur Brust, warf ihm Preismanipulation und Steuerhinterziehung vor.
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Die Papiere des Konzerns verloren innerhalb weniger Tage mehr als die Hälfte ihres Wertes. Doch die Angstreflexe der Russland-Anleger beschränken sich nicht allein auf Mechel und BP. Die gesamte Moskauer Börse taumelt trotz schwindelnd hoher Ölpreise nach unten.
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Offensichtlich haben viele Investoren das Vertrauen in Russland verloren. Das könnte teuer für Moskau werden. Schließlich ist Russland trotz der Milliardeneinnahmen aus dem Gas- und Ölgeschäft immer noch stark auf ausländische Investitionen angewiesen. In vielen Branchen hinkt Russland der Weltwirtschaft immer noch stark hinterher.
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