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Oleg Mitwol zeigt Shell die Zähne (Foto: Packeiser/.rufo)
Oleg Mitwol zeigt Shell die Zähne (Foto: Packeiser/.rufo)
Mittwoch, 20.09.2006

Sachalin: Shell wegen Umweltsünden unter Druck

Moskau. Das Umweltministerium hat dem Konsortium um Royal Dutch Shell die Lizenz für das Öl- und Gasprojekt „Sachalin-2“ entzogen. Die größten ausländischen Investitionen in der Geschichte Russlands sind in Frage gestellt.

Shell habe gegen sämtliche Auflagen und Abmachungen verstoßen, beklagte Oleg Mitwol, der stellvertretende Leiter der russischen Umweltaufsicht, bei einem Treffen mit ausländischen Journalisten. Die Bohrinsel des Sachalin-2-Projekts habe sich viel zu dicht vor der Küste befunden – direkt dort, wo die letzten Grauwale des nordwestlichen Pazifiks ihren Lebensraum haben.

Niemand arbeitet so wie Shell


Die Pipelines des Konsortiums seien mit völlig veralteten Technologien gebaut, bei der Errichtung einer Flüssiggas-Fabrik sei die zuvor Fisch- und Krabben-reiche Aniva-Bucht in eine weitgehend tote Zone verwandelt worden. „Nicht eine einzige Firma arbeitet so“, beschwerte sich Mitwol. Wegen der Abholzung staatlicher Wälder auf der Pazifik-Insel plant die Umweltaufsicht inzwischen auch eine Strafanzeige gegen das Konsortium.

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• Putins Wunderwaffen in Ost und West – Gas und Öl (23.11.2005)
• WWF: Grauwale vor Sachalin weiterhin bedroht (04.04.2005)
Ohne die inzwischen einkassierte Umweltverträglichkeitsprüfung, die Sakhalin Energy vor drei Jahren erhalten hatte, kann das Projekt nicht weiter vorangetrieben werden. Das Konsortium Sakhalin Energy gehört zu 55 Prozent Shell, zu 25 bzw. 20 Prozent den japanischen Firmen Mitsui und Mitsubishi. „Sachalin-2“ soll in den kommenden Jahren 150 Mio. Tonnen Öl und 500 Mrd. Kubikmeter Gas fördern. Das jetzt gestoppte Flüssiggasprojekt ist die zweite Phase von Sachalin-2 – dem mit einem Investitionsvolumen von 20 Milliarden USD das weltweit größte private Öl- und Gasförderprojekt. Die erste Phase, welche die Ölförderung beinhaltet, wird durch den Entzug der Genehmigung nicht tangiert.

Die internationale Presse vermutet, dass Shell seine Genehmigung schnell wieder zurückerhalten würde - wenn der staatlich kontrollierte russische Gaskonzern Gazprom in das Konsortium aufgenommen würde und Shell seine Mehrheit aufgibt. Sakhalin und Gazprom verhandeln erfolglos seit Monaten darüber, ob Gazprom 25 Prozent an dem Konsortium übernimmt. Nach dem Entzug der Lizenz sagte Gazprom-Sprecher Sergej Kuprijanow, diese Verhandlungen würden nun eingestellt.

Die EU und auch Japan kritisierten am Dienstag den Lizenz-Entzug. Der designierte japanische Ministerpräsident Shinzo Abe erklärte, die Sachalin-Frage könne die Beziehungen zwischen Russland und Japan nachhaltig belasten.

Ureinwohner gegen Öl-Multi



Gegen das Projekt hatte sich schon seit Jahren die indigene Bevölkerung im Norden der Pazifik-Insel Sachalin gewehrt. So hatten Vertreter der Niwchen, Ewenken und anderer Urvölker vor einem Jahr die Zufahrtsstraßen blockiert und gefordert, dass eine unabhängige Untersuchung über die möglichen negativen Folgeschäden durchgeführt werden sollte. Auch Umweltverbände haben wiederholt ihre Bedenken bekundet. So leben vor Sachalin mehrere vom Aussterben bedrohte Tierarten, darunter auch die letzten rund 100 Grauwale der Westpazifikregion.

Noch im Juni 2005 hat ein Moskauer Gericht allerdings eine Gemeinschaftsklage von acht Umweltschutzorganisationen abgewiesen, mit der sie die Off-Shore-Ölförderung auf Sachalin-2 als umweltgefährdend verbieten lassen wollten. Der Druck auf westliche Energiekonzerne steigt seit Monaten. So war Exxon-Mobil vor Monaten die Lizenz für Sachalin 3 entzogen worden. Sie soll nun neu versteigert werden. Doch das russische Bodenrecht ist in der Zwischenzeit so geändert worden, dass nur noch russische Unternehmen oder solche mit einer russischen Mehrheit größere Vorkommen von Rohstoffen ausbeuten dürfen.

Nach Ansicht von Fachleuten will der russische Präsident Wladimir Putin angesichts der hohen Weltmarktpreise von Rohstoffen die inländische Öl- und Gasindustrie wieder unter staatliche Kontrolle bekommen. In den 90er-Jahren waren aufgrund von Geldknappheit zahlreiche Produktionsabkommen mit ausländischen Unternehmen vereinbart worden. Diese sehen vor, dass die Ausländer erst dann Steuern bezahlen müssen, wenn die Gewinne die Investitionskosten übersteigen.

(ch/am/kp/.rufo)


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