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Die Krise geht um: Papier- und Bildschirmarbeiter werden in Russland jetzt immer häufiger entlassen (Foto: archiv/.rufo) |
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Donnerstag, 16.10.2008
Russlands Mittelschicht droht ArbeitslosigkeitMoskau. Der Unternehmerverband hat vorgeschlagen, Arbeitskräften bei der Entlassung keine zwei Monatsgehälter mehr auszuzahlen, wie gesetzlich vorgeschrieben. Der Vorschlag könnte die Entlassungswelle noch weiter antreiben.
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Noch vor zwei Monaten war der russische Arbeitsmarkt ein Traum für jeden Arbeitsuchenden: Die Arbeitnehmer legten die Spielregeln fest, die sog. Kaderflucht war enorm. Der durchschnittliche Moskauer suchte sich alle eineinhalb Jahre einen neuen Job.
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Mit der hereingebrochenen Krise hat sich die Situation drastisch verändert, und zwar zu Gunsten der Arbeitgeber: Wie das russische Finanzmagazin Smart Money berichtet, betreffe die Krise vor allem Angestellte und Manager aus den Bereichen Finanzen, Immobilien, Industrie und Einzelhandel.
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Weniger Stellen für "Menedscher"
Ein Anzeichen hierfür ist, dass bei der Online-Arbeitsbörse Superjob.ru sich die Anzahl von Manager-Stellengesuchen allein in der letzten Woche um 60 Prozent erhöht hat. Gleichzeitig ging im Oktober die Anzahl der Stellenangebote im Vergleich zum Vormonat stark zurück. Vor allem sind Rechts- und Steuerberatung sowie Kreditwesen betroffen: Hier gibt es zwischen 26 und 42 Prozent weniger Jobangebote als im September, so die Zeitschrift.
Dies bezieht sich nicht auf Führungskräfte allein: In Russland gilt fast jeder Büroarbeiter (von Sekretärinnen und Boten abgesehen) laut Stellenbeschreibung als "Manager".
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Andere Wirtschaftszweige liefern ein noch tragischeres Bild: Zwischen 40 und 65 Prozent weniger Stellen werden in den Branchen Immobilien, Bildung, Logistik, Marketing, Tourismus und Beratung vergeben.
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Bremsender Automarkt reißt andere Branchen mit
Nicht zuletzt habe der Rückgang des Neuwagenabsatzes um bis zu 35 Prozent im Sommer und September zur Entlassungswelle beigetragen. Die Russen kaufen jetzt weniger Autos, egal ob ausländischer oder russischer Produktion.
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In der Autoindustrie mussten bereits zwei russische Hersteller Konsequenzen ziehen: Das Lkw-Werk Kamaz und der Kleinlaster- und Pkw-Produzent GAZ legten vergangene Woche für einige Tage die Bänder still. Kamaz hat darüber hinaus zehn Prozent seiner Führungselite bereits entlassen, ein Zehntel aller Kamaz-Arbeitskräfte sollen folgen. Trauerstimmung auch in Nischni Nowgorod bei GAZ: Ein großer Teil der Arbeiter ist im Zwangsurlaub, die Gehälter sind um ein Drittel gekürzt. Das gleiche gilt für Zulieferer.
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Viele Autohändler haben ihre ambitionierten Projekte für neue Servicestützpunkte vorübergehend auf Eis gelegt. Die Preise für Neuwagen wurden bereits um bis zu 10 Prozent gesenkt, alle Stellenausschreibungen vorerst gestrichen.
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Führungskräfte in Zukunft bescheidener
Allgemein sei das ganze White-Collar-Milieu Russlands in Aufruhr, schreibt Smart Money: Vom Assistenten bis zum Generaldirektor suchten alle momentan neue Arbeit, so das Blatt. Die Situation dürfte sich vor dem nächsten Jahr auch kaum bessern: Manchmal sei es eben günstiger, einen Top-Manager auf die Straße zu setzen, als 30 oder 40 Büroangestellte.
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Die Entlassungswelle habe aber auch ihre guten Seiten. So fallen die Gehaltsvorstellungen vieler Führungskräfte bereits viel bescheidener aus minus 30 Prozent, so Brancheninsider. Auch würden in nächster Zeit wohl kaum noch Gehaltserhöhungen im mehrstelligen Dollar-Bereich verlangt. Und die Kaderflucht ist wohl vorerst auch vorbei.
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Die Konjunktur erlaube es dem Arbeitgeber also, sein Team dauerhaft aufzubauen, seine Mitarbeiter genauer auszusuchen und sie besser zu motivieren.
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Containerumschlag im Hafen von St. Petersburg: Auf diese Weise importiert Russland vor allem - exportiert werden vorrangig Rohstoffe wie Öl, Gas, Metall und Holz.(Topfoto:Deeg/.rufo)
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