In Moskau sind in den letzten Jahren immer neue Elite-Wohnhäuser aus dem Boden gesprossen (Foto: Ballin/.rufo)
Mittwoch, 15.10.2008
Preisverfall: Immobilienbranche vor dem Einsturz?
Moskau. Über 7.000 USD kostet ein Quadratmeter Wohnfläche in Moskau durchschnittlich. Doch Makler warten inzwischen vergeblich auf die Anrufe ihrer Kunden. Wegen der Finanzkrise werden Käufer auf dem Immobilienmarkt rar.
Statistisch gesehen ist noch alles in bester Ordnung. Im September sind die Preise für Moskauer Wohnraum um durchschnittlich 2,7 Prozent gestiegen. Das Preiswachstum hat sich verlangsamt, doch nicht so schlimm, dass man von einer Umkehr des Marktes sprechen könnte, meint der Analyst Andrej Beketow daher.
Immobilien jahrelang eine gute Geldanlage
Immerhin im Jahresvergleich legten Immobilien um satte 57 Prozent zu. Doch die fetten Jahre scheinen nun vorbei. Schuld ist die weltweite Finanzkrise.
Faule Hypothekenkredite in den USA hätten den weltweiten Kollaps verursacht, wetterte vor kurzem der kremltreue Kommentator Michail Leontjew im staatlichen Fernsehen. Doch nicht nur in den USA haben Kredite die Preisspirale angetrieben.
Russische Regierung setzte auf Hypotheken
Auch in Russland sorgten Hypothekenkredite jahrelang für stetige Nachfrage auf dem Immobilienmarkt und stabil hohe Preise. Russlands Präsident Dmitri Medwedew selbst war als Vize-Premier für das Projekt Zugänglicher Wohnraum verantwortlich.
Damit sich die Russen Wohnungen leisten konnten, wurde aber nicht etwa etwa sozialer Wohnraum schnell und billig gebaut. Das hätte zu einem Preisverfall geführt. Stattdessen wurden mit staatlichem Wohlwollen schnell Hypotheken vergeben. Die Russen kauften und die Preisspirale drehte sich weiter an morgen dachte niemand.
Keine Kredite mehr, keine Käufer mehr
Nun ist der Ernstfall eingetreten. Das Geld wird knapp. Die Banken vergeben keine Kredite mehr und schon beginnen die Preise zu bröckeln. Neubauten werden mit Rabatten von 20 30 Prozent verkauft werden, da die Bauunternehmen Kredite zurückgeben müssen und es in der Situation keine andere Möglichkeit der Refinanzierung gibt, schätzt Irina Rasskasowa, eine Branchenspezialistin im Interview mit Russland-Aktuell.
Ganz so stark wird der Markt bei Altbauwohnungen nicht einbrechen, glaubt sie. Aber auch hier sind Abschläge von 15 - 20 Prozent in der nächsten Zeit möglich.
Baukonzerne schlagen Alarm
Die Baukonzerne schlagen jedenfalls bereits Alarm. Einige Projekte, vor allem diejenigen, die sich noch in der Anfangsphase befinden, wurden bereits eingefroren. Früher haben sich die Kräne bewegt, jetzt sind sie eingefroren, beschreibt Dmitri Schmelew, Kommerzdirektor der Development-Gesellschaft Snegiri den optischen Eindruck der Lage.
Eine Krisensitzung unter Leitung von Vize-Premier Igor Schuwalow ist für Mittwoch einberufen worden. Ob der Kreml nach dem Kraftakt auf dem Finanzmarkt aber noch einmal Milliarden aus dem Ärmel schütteln kann, um die Branche vor dem Verfall zu retten, bleibt abzuwarten.
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