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Das Projekt "Skolkovo" ist ein Testballon für Russlands Zukunft - oder bleibt es wegen Fachkräftemangels nur heiße Luft? (Foto: facebook.com) |
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Freitag, 24.09.2010
Medwedews Diversifizierung fehlen die FachkräfteMoskau. High Tech statt Öl und Gas; Russlands Präsident Dmitri Medwedew fordert eine Diversifizierung der Wirtschaft. Mehr Hochtechnologie erfordert höhere Qualifikation. Daran mangelt es in Russland noch.
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Dem Ingenieur ist nichts zu schwör. Der Spruch von Heinrich Seidel beschreibt ziemlich genau die Philosophie, die jahrzehntelang in der Sowjetunion herrschte: Der Aufbau der kommunistischen Industrie erforderte Ingenieure und Mechaniker, kurz Fachleute, die naturwissenschaftliche Theorien in die Praxis umsetzen konnten. Der Geisteswissenschaftler galt nichts.
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Spekulanten statt Ingenieure
Doch dann brach das System zusammen. Neue Werte und damit auch Berufszweige wurden populär. Zeitweise galten sogar Prostituierte und Spekulanten als ehrenwerte Berufe.
Dann wurde der Markt von Juristen und Wirtschafts-Wissenschaftlern überschwemmt, viele von ihnen mit gekauftem Diplom. Inzwischen ist der Markt dort weitgehend gesättigt, erklärt Alexander Tschischow, Manager des Karrierezentrums an der Moskauer Hochschule für Wirtschaft. Höchstens auf der Top-Manager-Ebene gebe es noch Lücken, weil vielen Russen das Spezialwissen fehle, fügt er hinzu.
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Programmierer hingegen sind gefragt und werden hoch bezahlt, sagt Tschischow. Bereits Uni-Abgänger könnten mit einem Einstiegsgehalt von umgerechnet knapp 1.000 Euro rechnen, Absolventen mit Bestnoten bekommen ein Vielfaches.
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Vom Studenten zum Unternehmer ein schwerer Weg?
Wjatscheslaw Kokorin ist ein Erfolgsbeispiel: Der junge Mann hat den direkten Sprung von den Holzbänken der Uni in den Chefsessel geschafft. Er ist Generaldirektor der kleinen Werbefirma NLO Marketing. Sie macht Reklame in den sozialen Netzwerken des Internets. Die ersten Aufträge verschaffte ihm noch sein Professor, inzwischen zählt schon Adidas zu den Klienten.
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Doch nicht immer greifen die Zahnräder von Studium und Business so reibungslos ineinander. Für viele Absolventen ist die Arbeitssuche lang und mühsam. Noch schwerer ist es für ältere Arbeitnehmer, einen neuen Job zu finden. Nach Angaben der Statistikbehörde Rosstat sind 5,4 Millionen Menschen in Russland arbeitslos, wobei die Lage von Region zu Region und von Sektor zu Sektor verschieden.
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Ausländische Spezialisten für Skolkowo gesucht
Die Computerbranche sucht beispielsweise händeringend nach Fachkräften. Auch Ingenieure und Mathematiker sind inzwischen rar. Das Fachkräfteproblem gefährdet sogar Dmitri Medwedews Vorzeigeprojekt für die Umgestaltung der russischen Wirtschaft: Skolkowo.
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Für das russische Silicon Valley will der Kreml nun sogar ausländische Fachkräfte anwerben, um die nötigen Spezialisten zu bekommen. Der Geist im Kreml ist willig, das Fleisch der Bürokratie allerdings zäh. Denn auch wenn Premier Wladimir Putin unlängst beim Investitionsforum in Sotschi mit niedrigen Steuern um die so genannten Expats geworben hat, die Hürden für den Erhalt von Visum, Arbeitserlaubnis und Registrierung sind in Russland hoch.
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Hinzu kommen sich ständig ändernde Regeln und mangelnde Kompetenz bzw. schlichter Amtsmissbrauch von Beamten. So verlangt die Meldestelle OWIR plötzlich eine Steuernummer für die Registrierung. Das Moskauer Finanzamt hingegen hat diese Steuernummer vorher nicht erteilt und erklärt, eigentlich sei das auch gar nicht nötig. Der Ausländer darf nun von einem Amt zum anderen pendeln, statt sich um seine Arbeit zu kümmern. Das umständliche Prozedere schreckt viele Arbeitswillige ab.
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Ausbildung in Russland wird besser
Auf der anderen Seite wird die Ausbildung auch in Russland besser. Viele Studenten haben begriffen, wie wichtig es sei, neben ihrem Fachstudium z.B. eine Fremdsprache richtig zu erlernen, um auf diese Weise Praktika und Weiterbildungen bei ausländischen Konzernen zu absolvieren, erläutert Tschischow.
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Eine schnelle Diversifizierung der Wirtschaft sei nicht möglich, meint er. Doch das Potenzial für eine Umstellung auf lange Sicht ist da, sagt Tschischow. Jetzt gelte es, den Trend auszubauen.
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Containerumschlag im Hafen von St. Petersburg: Auf diese Weise importiert Russland vor allem - exportiert werden vorrangig Rohstoffe wie Öl, Gas, Metall und Holz.(Topfoto:Deeg/.rufo)
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