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Viele Felder in Russland liegen brach (Foto: Plath/.rufo) |
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Freitag, 14.09.2012
Klimawandel und Bürokratie ruinieren LandwirtschaftWolgograd. Eines der grössten und modernsten russischen Landwirtschaftsunternehmen schliesst alle seine Betriebe im Gebiet Wolgograd - wegen Missernten und bürokratischen Schikanen. Betroffen sind 390 Mitarbeiter - und 45.000 Hektar Land.
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Bis zum jetzigen Zeitpunkt wurden von der Unternehmensgruppe AITAKS-AGRO nach eigenen Angaben auf 45.000 Hektar Anbau- und Weideland mehr als 1100 Rinder und 12 000 Schafe gehalten. Das Unternehmen spielte eine Schlüsselrolle als Zuchtbetrieb in der Region.
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AITAKS-Agro verknüpfte aber auch Viehhaltung und -Zucht, Anbau von Nutzpflanzen, Bienenhaltung und die Verarbeitung von Fleisch und Milchprodukten untereinander.
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In einem von der Gebietsregierung gebilligten Investitions- und Entwicklungsplan war vorgesehen, im Laufe von fünf Jahren drei Milliarden Rubel (100 Mio Dollar) zu investieren.
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Aber auch Grossunternehmen wie AITAKS scheitern offenbar an einer Kombination von Klimawandel und dem Druck der Bürokratie.
In einem halben Jahr gingen bei der Firma 152 Anfragen von verschiedensten Aufsichtsbehörden ein. Bei der Bearbeitung dieser Anfragen kam ein Berg von Papieren zusammen, mit dem sich zwei Kleintransporter füllen lassen.
Mit der Steueraufsichtsbehörde prozessiert die Firma nach eigenen Angaben um die Rückerstattung von 12 Millionen Rubeln Mehrwertsteuer.
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Als ein Hauptgrund für die Betriebsschliessung nennt AITAKS-Agro das Fehlen ordentlicher Versicherungsbedingungen. Es sei nicht möglich, sich gegen Risiken wie Ertragsausfall ausreichend abzusichern.
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Die Versicherung habe sich trotz hoher Versicherungsprämien sogar geweigert, bereits eingetretene Schäden zu begleichen. Drei Jahre mit langen Trockenperioden hatten zu Ernteausfällen geführt und die Selbstkosten in die Höhe getrieben. In einem Prozess versucht AITAKS, 60 Millionen Rubel (ca 1,5 Mio Euro) einzuklagen.
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AITAKS-Agro hatte aber offensichtlich nicht nur mit Bürokraten zu kämpfen, sondern auch mit einem Teil der eigenen Mitarbeiter. Nachdem betriebsintern ein neues Kontrollsystem eingeführt worden war, mit dem verhindert wurde, dass Geräte privat eingesetzt und Treibstoffe entwendet und schwarz verkauft werden konnten, kündigte die Hälfte der Trecker- und Mähdrescherfahrer.
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Wie eine Sprecherin des Unternehmens www.aktuell.ru mitteilt, sind jetzt durch die Schliessung der Betriebsstätten an der Wolga 390 Mitarbeiten und Mitarbeiterinnen betroffen.
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(sts/.rufo/Moskau)
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