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Chinas Staatschef Hu (Mitte li.) dreht das große Rad in Mittelasien: Turkmenistans Gas fließt jetzt auch nach Osten (Foto: china.org.cn) |
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Donnerstag, 07.01.2010
Erst China, jetzt Iran: Turkmenistan leitet Gas umAschchabad. Zwischen Turkmenistan und dem Iran ist eine neue Erdgas-Pipeline in Betrieb genommen worden. Die gasreiche GUS-Republik hat damit innerhalb eines Monats zwei Alternativen zum Export via Russland bekommen.
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Turkmeniens Staatschef Gurbanguly Berdimuhamedow demonstriert, dass er keine Berührungsängste mit Irans Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad hat im Gegenteil: Am Mittwoch drehten die beiden gemeinsam ein Ventil der neuen Rohrleitung auf.
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Bei der neuen Pipeline von nur 30 Kilometer Länge handelt es sich die zweite Gas-Leitung auf das Gebiet des international schlecht gelittenen südlichen Nachbarn Iran. Dessen Abnahmekapazität für turkmenisches Gas wächst dadurch von bisher 8 auf 20 Milliarden Kubikmeter pro Jahr.
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Iran will Gas-Transit ausbauen
Damit wird der Iran zu einem nennenswerten Konkurrenten im internationalen Gerangel zwischen Russland, der EU und China um den Zugang zu den turkmenischen Gasvorkommen. Beide Staatschefs bekundeten, dafür sorgen zu wollen, dass das Gas alsbald auch quer durch den Iran zu den Häfen am Persischen Golf fließen kann.
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Russlands Freud und Leid mit dem Monopol
Bislang hatte Moskau faktisch ein Exportmonopol auf das turkmenische Gas: Die einzige leistungsfähige Route für etwa 50 Mrd. Kubikmeter pro Jahr führt über Usbekistan und Kasachstan nach Russland. Gazprom festigte in den letzten Jahren auch seine Rolle als Zwischenhändler und konnte so Turkmenistan lange die Bedingungen diktieren.
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Als 2009 jedoch durch die Krise die Nachfrage nach Gas und dessen Preis einbrach, wurden die fixen Abnahmeverträge mit Turkmenistan zu einer Last für die Russen. Prompt legte im April eine Explosion die Pipeline lahm. Zufall oder nicht - jedenfalls beeilte sich niemand, sie schnell zu reparieren.
Duell der Papier-Pipelines: Nabucco vs. South Stream
Um die russische Vormachtstellung in der Gasversorgung Europas zu relativieren, propagieren mehrere EU-Staaten das Pipeline-Projekt Nabucco vom Kaspischen Meer über die Türkei bis nach Österreich. Um diese politisch wie geologisch schwierige Trasse mit Gas zu füllen, bräuchte es aber auch die Vorkommen im Westen Turkmenistans. Russland konterte mit dem Projekt South Stream, das russisches wie asiatisches Gas unter Umgehung des Problemfeldes Ukraine durch das Schwarze Meer nach Westen leiten soll.
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China hat seine Gasleitung schon gebaut
Doch wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte: Das notorisch energiehungrige China machte in der Zwischenzeit Nägel mit Köpfen und kam mit Turkmenistan richtig ins Geschäft: Mitte Dezember wurde eine 1833 Kilometer lange Pipeline von den turkmenischen Gasfeldern durch Usbekistan und Kasachstan nach Westchina eröffnet. Sobald China diese bis 2012 in seine Industriezenten verlängert hat, sollen hier jährlich bis zu 40 Mrd. Kubikmeter durchfließen.
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Turkmenistan hat sich freigeschwommen
Berdymuchamedow hat es damit in kürzester Zeit geschafft, aus der russischen Gashandels-Vormundschaft auszubrechen. Angesichts von drei realen und einer potentiellen Exportrichtung ist seine Verhandlungsposition nun gestärkt. Einen Bruch mit Russland kann aber auch er sich nicht leisten: Turkmenistan will ja weiterhin rundherum viel Gas verkaufen.
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Russland möchte seine Dominanz in den einstigen südlichen Sowjetrepubliken auch nicht verlieren. Eine Woche nach der Inbetriebnahme der China-Leitung stand deshalb auch schon Dmitri Medwedew in Aschchabad auf dem Teppich.
Russland übernimmt wieder turkmenisches Gas - nun zu Marktpreisen
In Beisein der beiden Staatschefs vereinbarten die nationalen Gaskonzerne, bis zum 10. Januar die Lieferungen nach Russland wieder aufzunehmen - im Umfang von bis zu 30 Mrd. Kubikmeter jährlich. Das Preissystem wird dabei an die Mechanismen des europäischen Gasmarktes angekoppelt.
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Beide Staaten vereinbarten auch, zwei bislang auf Eis liegende Pipeline-Projekte wieder voranzutreiben, erklärte Gasprom-Vize Alexander Medwedew: Eine inländische Ost-West-Leitung durch Turkmenistan und eine zweite Röhre entlang des Kaspischen Meeres nach Norden sollen nun angegangen werden. Sie würden es Russland erlauben, mehr von den reichen Ressourcen des Wüstenstaates abzupumpen.
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Ob es nun dazu aber wirklich kommt, bleibt angesichts der vielen Wendungen im mittelasiatischen Pipeline-Monopoly offen.
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Genauso wie die Frage, ob Turkmenistans Gas eigentlich ausreicht, um die Rohre der aus allen vier Himmelsrichtungen herandrängenden Abnehmer auch zu füllen. Denn Experten haben da ihre berechtigten Zweifel.
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