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Nationaltrainer Jarzew steht unter Druck
Nationaltrainer Jarzew steht unter Druck

Warum spielt Zenit schlecht in der Nationalelf?

Von Susanne Brammerloh, St. Petersburg. Ich gebe zu, der letzte Anstoß zu diesem Artikel kam aus einer Petersburger Zeitung, dem „Wetscherny Peterburg“ von heute. Aber das war nur der letzte Tropfen zum Überlaufen für ein paar eigene herangereifte Gedanken zu diesem Thema. Kershakow im Tandem mit Arschawin, Malafejew im Tor – bei Zenits Spielen klappt das doch hervorragend. Wenn dieselben Leute allerdings für die Nationalmannschaft auftreten, geraten sie in die Bredouille. Warum ?

Der ziemlich unter Druck stehende Nationaltrainer Jarzew ist der Buhmann? Ist die Saison noch zu jung, damit die Spieler richtig gut drauf sind? Das eine wie das andere wird von verschiedenen Seiten bemüht. Fakt bleibt aber Fakt – was Kershakow und Arschawin für Zenit aufs Feld zaubern, kommt bei den internationalen Spielen nicht zum Zuge. Zuletzt ganz deutlich im WM-Qualifikations-Spiel gegen Liechtenstein am Samstag.

Der umstrittene Nationaltrainer brachte in diesem Spiel endlich das auf den Platz, was lange schon von ihm gefordert wurde – er stellte die Club-Formationen aufs Feld, die in ihren Heimatmannschaften den meisten Erfolg an den Tag legen. Soll heißen: Zenit im Angriff (mit Kershakow und Arschawin nebst Halbverteidiger Bystrow), Loko Moskau im Mittelfeld, ZSKA in der Abwehr.

Es fehlt die Zusammenarbeit zwischen den Clubformationen

Aber es wurde nichts draus. Kershakow erzielte das erste Tor aus eigener Initiative, ohne die gewohnte Unterstützung. Aus dem Mittelfeld kamen keine geeigneten Pässe rüber. Die langen Bälle waren für die Zenitler kaum zu erreichen. Malafejew stand allein auf weiter Flur und ließ deswegen das einzige Gegentor zu – er war irritiert und beging einen dummen Schnitzer. Dafür war er der Held zum Schluss, als er ganz allein den eigentlich einzigen gefährlichen Schuss der Liechtensteiner in der zweiten Halbzeit parierte und für Russland die ersehnten drei Punkte rettete.

Es war das allererste Mal, dass Jarzew gleich vier Zenitler in die Startformation schickte. Natürlich freut das alle Petersburger Fans, aber es fruchtete nichts. Was fehlt, ist die Zusammenarbeit zwischen Zenit, Loko und ZSKA. Alle drei Formationen spielen ihren vom Club gewohnten Fußball, aber zusammengeworfen kriegen sie nichts auf die Reihe.

Es stehen zu wenig russische Spieler zur Verfügung

Was tun? Längere Trainingseinheiten für die Nationalelf? Das ist kaum möglich. Der Kalender der Saison ist eng. Vor dem Spiel mit Liechtenstein hatte Jarzew aber erstmals seit langer Zeit volle fünf Tage zur Vorbereitung. Zudem ist die Mannschaft bis zum 30. März beieinander, wofür in der Premierliga extra eine Pause eingeräumt wurde.

Dazu kommt das Problem, dass in der russischen Premierliga inzwischen so viele ausländische Legionäre spielen, dass Nationaltrainer Jarzew zu wenig Auswahl hat an Spielern, die für seine Elf zur Verfügung stehen. Durch die in den letzten Jahren zu verzeichnende Flut an Legionären wird der Stammkader für die Nationalelf ausgedünnt. Viele Clubs (auch Zenit!) verpflichten Ausländer, die a priori nicht für die Nationalmannschaft spielen können.

Die Spieler trauen dem Trainer nicht und umgekehrt

Das dickste Problem liegt allerdings ganz woanders. Jarzew scheint das Vertrauen seiner Spieler verloren zu haben. Nach dem erniedrigenden 1:7 im Oktober gegen Portugal sagte der Trainer, es müsste auch bei den Spielern nachgefragt werden; sie trügen, genau wie er, Verantwortung für dieses Desaster. Fakt ist, dass schon mehrmals führende Clubs (besonders ZSKA) ihre Spieler von der Nationalmannschaft fern halten, damit sie sich voll auf die Meisterschaft konzentrieren können.

Bei Zenit ist Derartiges bisher nicht zu bemerken. Aber Cheftrainer Vlastimil Petrzela beschwert sich jedes Mal, dass die „sborniki“ in einem äußerst desolaten Zustand nach Hause zurückkehren und sich wieder eingewöhnen müssen für die anstehenden Ligaspiele. Das macht die Sympathie für die Nationalelf seitens der Clubs sicher nicht größer.

Mutko bringt die Wende?

Am 2. April steht die Ablösung des seit Jahrzehnten herrschenden Präsidenten des Russischen Fußballverbands an. Koloskow wird höchstwahrscheinlich durch Zenits ehemaligen Präsidenten Vitali Mutko abgelöst. Er tritt ein schweres Erbe an. Er wird versuchen, das Chaos im Fußballverband zu entwirren. Dazu braucht es aber Zeit. Die fehlt aber.

Um die Ungereimtheiten in der Nationalelf abzuschaffen, ist es fast zu spät. Auch wenn ein neuer Trainer kommt – Mutko möchte jemandem aus dem Ausland –, bleibt zu wenig Zeit für die restlichen Qualifikationsspiele zur WM. Neben Estland und Lettland stehen die Begegnungen mit der Slowakei und vor allem Portugal an. Kann die Nationalelf diese Hürden nehmen? Die Zenitler werden ihr Bestes tun, aber wird das reichen? (sb/.rufo)





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