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Gianni van Daalen, Geschäftsführer des Baltschug Kempinski seit Oktober 2004 (Foto: Baltschug Kempinski). |
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Mittwoch, 28.06.2006
Van Daalen: Kempinski sticht Konkurrenz ausMoskau. Das Baltschug Kempinski ist eine führende Hoteladresse in Moskau. Doch der Tourismusmarkt entwickelt sich weiter. Wie positioniert sich das Luxus-Hotel gegen neue Konkurrenten? Direktor Gianni van Daalen gibt Auskunft.
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R-A: In Moskau eröffnen in der nächsten Zeit mehrere Luxus-Hotels darunter das Four Seasons oder das Ritz Carlton. Wie stellt sich das Baltschug Kempinski auf diese Konkurrenz ein?
van Daalen: Also ich verstehe die Frage. Aber sie ist nicht ganz richtig gestellt. Man muss das differenziert betrachten. Sie haben in Moskau einfach wenig Hotels. Deswegen gibt es ja momentan eine so hohe Belegung.
Richtig ist: Es werden in den nächsten zwei, drei Jahren viel mehr Hotels in den Markt kommen. Aber die müssen ja erst einmal kommen. Momentan spielt sich das noch alles auf dem Papier ab und es gibt viel Gerede
R-A: Wie sieht es denn mit dem Kremlewski-Hotel aus? Da gibt es ganz konkrete Pläne. Im Jahr 2008 soll Eröffnung sein.
van Daalen: Wenn ein Hotel eine gute Immobilie hat und einen guten Betreiber, dann kann das zur Konkurrenz werden. Ganz klar. Warten wir mal ab. Zurzeit zählen zu dem kleinen Kreis der Konkurrenten das Hyatt, das Aurora, mit etwas Abstand vielleicht noch das National. In Zukunft werden aber bestimmt das Four Seasons und das Ritz Carlton dazugehören.
R-A: Welche Vorzüge hat denn das Kempinski im Vergleich zu den von Ihnen genannten anderen Luxus-Hotels?
van Daalen: Das Kempinski blickt auf eine lange Geschichte zurück. Das haben jüngere Hotels einfach nicht zu bieten.
Vielleicht sind sie moderner, was die Technik angeht. Aber auch diesen vermeintlichen Vorteil der jüngeren Hotels werden wir bald wettmachen. In den nächsten Jahren werden wir 30 Millionen Euro in die Renovierung unseres Hauses investieren.
In drei Phasen wird das gesamte Hotel von oben bis unten modernisiert. Der Hotelbetrieb läuft während der gesamten Renovierungsarbeiten aber weiter.
Ein zweiter Vorteil, den wir gegenüber den anderen besitzen, ist die tolle Lage: Direkt gegenüber vom Kreml. Von den Restaurants des Kempinski und aus den Fenstern unserer Zimmer, Studios und Suiten hat der Gast einen wunderbaren Blick auf den Kreml, den Roten Platz und die Basilius-Kathedrale.
Und schließlich ist unser Service immer noch führend in Moskau. Wir haben mit Rainer Sigg einen Küchenchef aus Deutschland nach Russland geholt, der international anerkannt ist.
R-A: Wie könnte denn eine Marketing-Botschaft für die nahe Zukunft lauten?
van Daalen: Wir werden in Zukunft sicher stärker unsere exklusive Lage hervorheben. Das Kempinski ist das führende Residenzhotel. Sie sind hier mitten im Zentrum und trotzdem ist es sehr ruhig.
Viele der neuen Hotels sind zwar ebenfalls zentral gelegen, aber dort haben sie dann auch die ganze Hektik, den Lärm und den Dreck der Downtown-Lage.
Also, dieser Gedanke wird sicher verstärkt ins Marketing einfließen.
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Das Baltschug Kempinski befindet sich im ruhigen Stadtteil Samoskworetschje direkt an der Moskwa (Foto: Baltschug Kempinski). |
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R-A: Stichwort Service: Ihren Gästen wollen Sie sicher immer das Beste bieten. Gibt es Besonderheiten, die man in Russland beim Einkauf von Luxuslebensmitteln und -gütern beachten muss?
van Daalen: Im Großen und Ganzen funktioniert der Einkauf in Russland wie in jedem anderen Land auch. Es gibt hier alles. Wir müssen also eigentlich keine Besonderheiten beachten.
Besonderheiten müssen die Lieferanten beachten. Sie müssen im Ausland einkaufen. Entsprechend verlängern sich die Lieferzeiten. Vor kurzem haben wir zum Beispiel Teller eingekauft. Bis die dann aus Thailand über Englang hierher gelangt waren, sind sechs Monate vergangen.
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Mehr dazu im Internet |
Das Baltschug Kempinski im Web
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Ach so, gut, ein besonderes Problem gibt es doch: Wenn sie eine Ware reklamieren wollen, bekommen Sie in Russland ihr Geld nicht so einfach zurück.
R-A: Wichtig für den hochwertigen Service ist auch gut ausgebildetes Personal. Sind Sie mit dem Niveau der Ausbildung in der russischen Hotelbranche zufrieden?
van Daalen: Da gibt es tatsächlich Probleme. Wenn Sie das mal mit Deutschland vergleichen. In Deutschland werden die Hotelkräfte zweieinhalb Jahre lang in den Betrieben ausgebildet. Gleichzeitig lernen sie die Theorie in der Schule. Hier in Russland erhalten die Nachwuchskräfte auch eine gute theoretische Ausbildung. Aber sie absolvieren lediglich ein sechswöchiges Praktikum im Hotel. Das reicht hinten und vorne nicht aus. Die stehen dann irgendwo an der Bar rum. Wie man einen Braten tranchiert, wissen die nach dem Praktikum natürlich nicht.
Und die russischen Gäste fordern mittlerweile beim Service internationale Standards. Die fahren nach Ägypten oder Spanien in den Urlaub und genießen dort den hervorragenden Service. Anschließend kommen sie nach Hause und wollen diesen Service auch in Moskau haben. Den bekommen sie in der Regel aber noch nicht.
R-A: Die Tourismusbranche in Moskau ist also noch unterentwickelt?
van Daalen: Definitiv. Der Tourismus steht hier noch ganz am Anfang. Nehmen Sie die Mittelmeerländer zum Vergleich. Etwa Spanien oder Italien. Die Menschen dort sind viel offener. Die holen Sie mit einem strahlenden Lächeln vom Flughafen ab. Das finden Sie hier nicht.
R-A: Wie schätzen Sie denn das Potenzial für den Tourismus in ganz Russland ein?
van Daalen: Das Potenzial ist riesig.
R-A: Vor Kurzem wurden Sie in den Rat der nationalen Vertreter der Europäischen Business Assoziation aufgenommen. Welche Möglichkeiten eröffnen sich Ihnen dadurch?
van Daalen: Der Rat ist die einzige gesamteuropäische Business-Organisation hier in Moskau. Bisher gibt es vor allem starke nationale Verbände, für Deutschland ist das beispielsweise der Verband der deutschen Wirtschaft. Aber als gesamteuropäische Organisation ist der Rat einzigartig.
Da die Richtlinien für die Politik in Europa immer stärker von Brüssel vorgegeben werden, halte ich es für eine sinnvolle Sache, zu schauen, was wir gemeinsam, als eine europäische Business Assoziation, auf die Beine stellen können.
R-A: Werden Sie in der neuen Funktion auch die Interessen der Tourismusbranche hier in Russland vorantreiben können?
van Daalen: Wir werden sehen, was sich machen lässt.
Die Fragen stellten Christian Jahn und Anna Kurizina für Russland-Aktuell.
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