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Sergej Tigipko (foto: newsru.com)
Sergej Tigipko (foto: newsru.com)

Ex-Bankier Tigipko – Kutschmas neues Aufgebot?

St. Petersburg. Mitten im größten Polit-Durcheinander in der Ukraine hat eine neue Figur den Handschuh in den Ring geworfen: Der am Montag als Vorsitzender der Zentralbank wie auch als Wahlkampfchef von Premier Janukowitsch zurückgetretene Sergej Tigipko kündigte an, im Falle von Neuwahlen selbst um das Präsidentenamt zu kandidieren.

Alles Taktik – oder eher ein Anzeichen für ein Zerwürfnis im Lager der bisherigen Staatsführung? So ganz klar ist noch nicht, was Tigipkos letzte Schritte bezeugen sollen. Möglicherweise plant Altpräsident Leonid Kutschma bei einer sich als Variante zur Krisenbewältigung abzeichnenden „Neuwahl von null an“ auf einen neuen Kandidaten zu setzen.

Jedenfalls erklärte Tigipko am Montag, sein wegen des Wahlkampf-Engagements für Kutschmas Wunschnachfolger Viktor Janukowitsch seit Juli 2004 ruhendes Amt als Vorsitzender der ukrainischen Zentralbank nicht wieder aufzunehmen. „Ich werde mich vollständig mit Politik beschäftigen“, sagte Tigipko.

Später erklärte er, er könne sich vorstellen, im Falle von Neuwahlen in der Ukraine – also nicht nur einer Wiederholung der Stichwahl zwischen Viktor Juschtschenko und Janukowitsch – für den höchsten Posten im Staate zu kandidieren. Mit Janukowitsch, glaube er, könne er sich in dieser Frage arrangieren.

Tigipko bemühte sich in den letzten Tagen, in Distanz zum Premierminister und offiziellen Wahlsieger Janukowitsch zu gehen – und diesem zugleich einen Teil der Verantwortung für die Krise in der Ukraine zuzuschieben.

Bei Russland-Aktuell
• Ukraine: Vermittlung endet mit einem Händedruck (27.11.2004)
• Massendemos in Kiew nach ersten Auszählungen (22.11.2004)
• Ukraine: Janukowitsch wendet sich um Hilfe an EU (30.11.2004)
• Ukraine: Ultimatum an Kutschma - neue Eskalation (29.11.2004)
Tigipko ist selbst Vorsitzender der Partei „Arbeitende Ukraine“ und zugleich mit dem Familienclan von Kutschma eng verbandelt. Deshalb gilt es als unwahrscheinlich, dass er seinen Schritt ohne Rückendeckung durch den Altpräsidenten gemacht hat. Möglicherweise plant Kutschma für den Fall, dass Janukowitsch jetzt nicht durchsetzbar sein sollte, diesen bei Neuwahlen als Sündenbock für die Krise fallen zu lassen. Und zugleich würden bei diesem Szenario die finanziellen wie ideellen Ressourcen der „orangen“ Opposition wohl über Gebühr strapaziert werden. Nicht umsonst kämpft dieses Lager vorrangig für eine Anerkennung seines angeblichen Wahlsieges vom 21. November.
(ld/.rufo)


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