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Nahezu nackte Felsen praegen die Kuestenlandschaft zwischen Feodossia und Koktebel. (Foto: Packeiser/.rufo) |
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Donnerstag, 21.07.2005
Feodossia, Koktebel, Sudak: Die andere KrimKarsten Packeiser, Feodossia. Weite Steppe und spärlich bewachsene Hügel prägen den Südosten der Krim. Die Region ist touristisch gut erschlossen, doch besuchen bisher kaum Ausländer diesen Teil der Halbinsel.
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Der Hafenstadt Feodossia sieht man auf den ersten Blick nicht an, dass sie schon stattliche 2.700 Jahre alt ist. Die Eisenbahnlinie, die jeden Tag Züge mit neuen, blassen Touristen aus dem Norden ans Schwarze Meer bringt, verläuft direkt an der Uferpromenade. An Karaoke-Ständen wird bis tief in die Nacht russischer Pop gegrölt. Leuchtende Plastik-Palmen weisen in der Nacht den Weg zur Strandbar.
Früher als Sklaven, heute als Pauschaltouristen
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Touristische Informationen |
Zur Einreise in die Ukraine ist bis auf Weiteres ein Reisepass, aber kein Visum mehr erforderlich. Zwischen allen Ferienorten und der Krim-Hauptstadt Simferopol (nächstgelegener Flughafen, mit Direktflügen nach Frankfurt) verkehren regelmäßig Busse und Sammeltaxis. Per Eisenbahn erfolgt die Anreise ebenfalls über Simferopol (wöchentlicher Kurswagen aus Berlin). Im Sommer gibt es zudem direkte Züge u.a. aus Moskau, Minsk und Kiew direkt nach Feodossia.
Außerhalb der Ferien können Privat-Unterkünfte problemlos nach der Ankunft gesucht werden. Die meisten Sanatorien sehen dagegen spontane oder Kurzzeit-Besucher nicht gerne. Auf der Krim gibt es noch immer gravierende Probleme mit der Warmwasser-Versorgung. Reisende sollten klären, ob und wann es warmes Wasser gibt, bevor sie ein Zimmer bezahlen.
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Griechen, Armenier, Genueser, Tataren und Türken hinterließen ihre Spuren auch in diesem Teil der Krim. Manche ihrer Kirchen und Moscheen überstanden alle Kriege, Belagerungen und Piratenüberfälle.
Die griechischen Kolonisten nannten ihre Kolonie am Südostende der Krim im 8. Jahrhundert vor Christus „Die von Gott gegebene“. Später bauten die Genueser hier eine Festung. Die Tataren setzten bei deren Eroberung angeblich zum ersten Mal in der Geschichte biologische Waffen ein und schleuderten per Katapult Pest-kranke Ratten in die belagerte Stadt.
Anschließend wurde der türkische Name der Stadt, Kaffa, im Russischen Zarenreich zum Synonym des Grauens: Unter den Osmanen entstand dort der größte Sklavenmarkt Europas, auf dem die Beute der Tatarenraubzüge in den gesamten Mittelmeerraum weiterverkauft wurde.
Heute sind Feodossia und die umliegenden Siedlungen ein beliebtes Ziel für russische und ukrainische Urlauber, denen die Gegend um Jalta zu mondän und zu teuer ist.
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Der Kieselstrand von Koktebel wird bei Urlaubern immer populärer (Foto: Packeiser/.rufo) |
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„Hier gibt es alles, was ich in den Ferien brauche - zu kleinen Preisen“, freut sie die Moskauerin Olga, die jedes Jahr nach Feodossia kommt und sich nicht daran stört, dass die schmalen Kieselstrände in der Stadt bis auf den letzten Zentimeter belegt und nicht sonderlich sauber sind.
Bauboom im einstigen Boheme-Treff
Ein wenig beschaulicher geht es in den kleinen Siedlungen südlich zu. Palmen und die üppige, fast subtropische Vegetation wie in der Gegend um Jalta gibt es hier nicht. Nahezu kahle Felsen fallen zum Meer ab. Doch die Badesaison am Südost-Ende der Krim dauert bei günstigem Wetter bis Ende September.
Auch in kleinen Küstenorten wird heute überall gebaut. Viele aus der Verbannung in Mittelasien zurückgekehrte Krim-Tataren eröffneten Strandcafes und Geschäfte. Siedlungen wie Ordschonikidse, vor der Unabhängigkeit der Ukraine wegen eines Torpedo-Werks eine für Besucher verbotene Stadt, öffnen sich überhaupt erst seit einigen Jahren für den Tourismus.
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„Mir kommen fast die Tränen“, sagt eine ältere Russin im gestreiften Matrosenanzug, die zum ersten Mal nach vielen Jahren wieder ins benachbarte Koktebel gekommen ist, „Es ist nichts mehr, wie es war. Und es ist ein ganz anderes Volk hier.“ Zu Sowjetzeiten war der beschauliche Ort am Fuße des Karadag-Vulkans, 25 Kilometer südwestlich von Feodossia, ein Treffpunkt von Künstlern, Schriftstellern und allen, die sich schon im Sozialismus als Teil der Boheme fühlten. Heute entstehen überall in Koktebel, dem einstigen Geheimtipp für individualistische Krim-Reisende, neue Hotels und Ferienhäuser.
Deutsche Kirche am Schwarzen Meer
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Das moderne Sudak wird von einer der größten Festungsanlagen Europas überragt (Foto: Packeiser/.rufo) |
Noch einmal anderthalb Stunden benötigt der Linienbus über die Serpentinen-reiche Gebirgsstraße bis in den Ferienort Sudak, eines der größten Ferienzentren der östlichen Krim. Zu Sowjetzeiten entstanden hier etliche riesige Sanatorien-Anlagen. Die ansonsten moderne und wenig attraktive Stadt bietet eine der meist besuchten Touristenattraktionen und Postkarten-Motive der Krim: Auf einem steilen Felsen 50 Meter über dem Meer stehen die noch immer imposanten Reste einer Genueser-Festung eine der größten Burganlagen Europas.
Was die meisten Fremdenführer verschweigen: im 19. Jahrhundert war Sudak eine mehrheitlich deutsche Siedlung. Nur wenige Schritte vom Eingang in die Festung steht noch immer das blau gestrichene evangelische Kirchgebäude mit einem in altdeutschen Buchstaben geschriebenen Bibelspruch über dem Hauptportal.
Die deutschen Siedler und ihre Nachfahren sind nach den Wirren des 20. Jahrhunderts längst von der Südost-Küste der Krim verschwunden. Deutsche Urlauber haben die Region mit ihrer dramatisch-schönen Küste, ihren Festungen und Klöstern bislang noch nicht entdeckt.
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(Topfoto: Plath/.rufo)
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