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35.000 Menschen sind in Südossetien wohl auf der Flucht (Foto: TV) |
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Montag, 11.08.2008
Ossetien: Russland beschwört humanitäre KatastropheZchinwali. Inzwischen erregt jede auf eine georgische Militärbasis gefallene russische Bombe mehr Aufmerksamkeit als das Schicksal der Südosseten und ihrer in Trümmern liegenden einzigen Stadt Zchinwali.
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Zchinwali und der größte Teil der Provinz ist wieder weitgehend in der Hand der Osseten und ihrer riesigen russischen Hilfstruppe. Noch wird dort vereinzelt verbissen gekämpft und geschossen, obwohl die Georgier nach eigenen Angaben ihre Truppen abgezogen und die Waffen niedergelegt haben - was Russland aber heftig dementiert. Und was ist den Südosseten nach drei Tagen Krieg geblieben?
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Hilfe in Zchinwali nach drei Tagen angekommen
Erst am Montag fuhr in Zchinwali erstmals eine Kolonne des russischen Katastrophenschutzes ein an Bord Trinkwasser, Lebensmitteln, Medikamenten, Zelten, einem Feldhospital mit 200 Betten, Elektroaggregaten und Wasserfiltern. Die Strom- und Wasserversorgung ist seit dem massiven Angriff der Georgier in der Nacht auf Freitag zusammengebrochen.
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Bis jetzt hatten die Menschen, die dort in Kellern Schutz suchen mussten, im besten Fall private Notvorräte und Proviantpakete, die ihnen Soldaten schenkten. Das dringlichste Problem ist die Lebensmittelknappheit, so ein Korrespondent des russischen Staatssenders Vesti. Russlands Behörden beschwören seit Tagen permanent die humanitäre Katastrophe, tun sich aber schwer, vor Ort zu helfen.
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Berge machen Logistik zum Problem
Kompliziert wird die Versorgung der Stadt durch ihre isolierte Lage. Einen Flugplatz gibt es dort nicht. Zchinwali ist nur über eine 130 Kilometer lange Pass-Straße über den Kaukasus erreichbar. Gleich nördlich der Stadt muss dabei ein weiter Umweg über die Berge eingeschlagen werden, da die Hauptroute durch mehrere georgische Dörfer führt. Die Gefahr beschossen zu werden, ist hier für ungepanzerte Fahrzeuge nach wie vor zu hoch.
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Über diese teils unbefestigte Piste rollen sowohl die Militärtransporte als auch in der Gegenrichtung allerlei Fahrzeuge mit Flüchtlingen. Immer wieder bleiben einzelne der oft uralten Militärvehikel liegen und verursachen sofort lange Staus. Ein weiterer Engpass ist der Rokski-Tunnel auf der Passhöhe: Durch den aufgewirbelten Staub betrage die Sicht in der lebenswichtigen Röhre nur wenige Meter, berichtete die Zeitung Kommersant.
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Russland spricht von Völkermord
In Zchinwali sind durch den georgischen Angriff etwa 1.600 Zivilisten ums Leben gekommen, erklärte am Montag das russische Außenministerium und korrigierte damit die bislang kursierende Zahl von 2.000 nach unten. Russlands Hauptvorwurf steht aber unverändert im Raum: Die Georgier und ihr Präsident Michail Saakaschwili haben in Zchinwali und Umgebung einen Völkermord begangen. Untermauert wird dies von Augenzeugenberichten über Erschießungen von Gefangenen und Zivilisten, Handgranatenwürfe in menschengefüllte Keller und Raketenwerferfeuer auf Wohnviertel.
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Russische Staatsanwälte sammeln inzwischen Beweise für Kriegsverbrechen und ethnische Säuberungen. Mit ihrer Hilfe wird Südossetien wohl früher oder später Autonomie nach dem Kosovo-Szenario einfordern: Ein Hauptargument dafür war schließlich der serbische Genozid an den Albanern.
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Spendenhilfe in Russland für Osseten läuft
Die Zahl der Flüchtlinge bezifferte Russlands Präsident Dmitri Medwedew am Montag auf über 35.000. Die Bedingungen in den nordossetischen Camps, so Premier Wladimir Putin nach einer Vor-Ort-Inspektion, seien erträglich, aber sehr bescheiden.
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In ganz Russland werden inzwischen Spenden für die Flüchtlinge gesammelt wobei die südossetische Regierung inzwischen bevorzugt um Baumaterial bittet: Der Wiederaufbau von Zchinwali ist beschlossene Sache, die Evakuierung der Menschen wird als vorübergehend bezeichnet. Der Kreml hat dafür schon insgesamt 10 Mrd. Rubel (270 Mio. Euro) zugesagt.
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Damit soll wohl auch ein unter den Osseten umgehendes Gerücht entkräftet werden: Im Rahmen einer Friedenslösung und territorialen Teilung könnte die halb zerstörte und direkt an der Grenze gelegene Stadt letztlich doch an Georgien abgetreten werden.
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Der Winter ist eingezogen. Für ein paar Monate können sich die Russen in den Moskauer Parks an zahlreichen Eisskulpturen erfreuen. (Topfoto: Ballin)
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